Unbehandelt erholt sich das Plicasyndrom äußerst selten und führt im ungünstigen Fall zu Knorpelschäden an den Gelenkflächen des Oberschenkels oder der Kniescheibe. Deshalb sollten Betroffene trotz diagnostiziertem Plicasyndrom nicht einfach weiter Laufen, Radfahren, Skifahren oder sonstigen sportlichen Aktivitäten nachgehen.
Der Artikel zeigt die Stufen einer erfolgreichen konservativen Plicasyndrom Behandlung auf. Darüber hinaus fasst der Beitrag, die Problematik einer erneuten entzündeten Plica auf und gibt Trainingshinweise für den Wiedereinstieg in Sport. Prävention eines erneuten Plicasyndroms ist das Ziel, denn eine Operation an der Plica ist immer der letzte Ausweg.
>>Teil 1 informiert über: Was ist eine Plica-Syndorm und wie entstehen die schmerzhaften Plica Symptome?
Plica-Syndrom, die fünf Schritte bei der konservativen Behandlung
Eine Behandlung einer Plica ist nur erforderlich, wenn sie tatsächlich zu Knieproblemen führt. In den meisten Fällen lohnt zunächst eine nicht-operative Therapie (konservativ):
Bei einer konservativen Behandlung einer entzündeten Schleimhautfalte (Plica Shelf Syndrom) hat sich folgendes Vorgehen als erfolgreich erwiesen:
Schritt 1: Schonung und Ruhe
Eine Schleimhautfaltenentzündung benötigt Schonung und damit auch eine Sportpause. Sämtliche Tätigkeiten und Bewegungen, bei denen das Kniegelenk oft gebeugt wird, sind zu vermeiden. Damit die Schleimhautfalte nicht weiter gereizt wird.
Schritt 2: Kühlung
Die Anwendung von milder Kälte in Form von Kältekompressen, Gels und oder Quarkumschläge lindern die Knieschmerzen und tragen zum Abklingen der Symptome bei. Dafür reicht eine Kühlschranktemperatur – kein Eis.
Schritt 3: Entzündungshemmende Medikamente
Entzündungshemmende Tabletten mit beispielsweise den Wirkstoffen Ibuprofen, Dicolfenac. Die Tabletten sollten regelmäßig über einen Zeitraum von etwa 14 bis 21 Tage genommen werden, auch wenn die Beschwerden schon abklingen.
Schritt 4: Physiotherapie und Nachbehandlung beim Plica Syndrom
In der Physiotherapie sollte versucht werden, die Kniescheibe beweglicher zu machen (Patellamobilisation) sowie die vorderen als auch hinteren Beinmuskeln zu dehnen, damit der Druck auf die Kniescheibe nachlässt. Öfters ist auch ein muskuläres Ungleichheit zwischen der vorderen und hinteren Beinmuskulatur für einen zu starken Druck auf die Kniescheibe verantwortlich.
Schritt 5: Kortison ins Kniegelenk spritzen
Kommt es nach allen Maßnahmen zu keiner Besserung, kann die Gabe von Kortison (lat. Cortison) in Form einer Spritze, eine anhaltende Beruhigung der gereizten Schleimhautfalte (= Plicasyndrom) bringen. Die Besserung tritt in Regel schnell ein, was den Betroffenen auf keinen Fall dazu veranlassen sollte, wieder voll in die Belastung einzusteigen. Kortison ist aufgrund seiner bekannten Nebenwirkungen auf Sehnen und Bänder ein Medikament für den Notfall. Sollte keine andere Therapie Wirkung zeigen, kann man in sehr großen Abständen Kortison in Form von Spritzen verabreichen. Doch nicht nicht nur Kortisonspritzen stellen bei zu häufigem und kurzen Abständen eine Gefahr für das Kniegelenk, auch der Knorpel leidet massiv.
Schritt 6: Ursache von Plica Problem herausfinden und Prävention betreiben
Nach einer erfolgreichen konservativen Therapie gilt es für den Betroffenen herauszufinden, was genau die Ursache für das Plicasyndrom war – ansonsten besteht die Gefahr eines schnellen „Rückfalls“.
Beispielsweise kann beim Radfahren, ein zu tief montierter Sattel, die Ursache sein oder eine starke berufliche Belastung durch ständiges knien. Häufiger entstehen Plicasyndrome aber durch eine unzureichende Führung der Kniescheibe. Die Patella „zentriert“ schlecht. Die Kniescheibe zieht meistens nach außen, weil die innere Oberschenkelmuskulatur bei den meisten Menschen schwächer ausgebildet ist, als die Äußere. Das reizt die Gelenkschleimhaut und damit auch die Plica.
Schritt 7: Im Anschluss an das Plicasyndrom hilft aktives Knietraining der Beinmuskulatur
Ein gezieltes Training der vorderen Oberschenkel, insbesondere des inneren Anteil des (Musculus vastus medialis) ist als Basistraining sehr sinnvoll.
Aufbauende Grundübungen nach dem Plicasyndrom
Das Aufbautraining nach dem Plicasyndrom funktioniert hauptsächlich über funktionelle Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Als Unterstützung für das Bodyweight-Training dienen entweder Gymnastik- oder Widerstandsbänder. Auch das sogenannte Schlingentraining ist hocheffektiv (TRX ® Training*). Zusätzlich muss neben dem Aufbau der Beinmuskulatur auch der Muskelaufbau im Rumpf (Cortraining) erfolgen. Nur so, ist eine dauerhafte Stabilität im Kniegelenk und damit Prävention gegen ein erneutes Plicasyndrom möglich.
Wieder Lauftraining nach dem Plicasyndrom
Der erneute Einstieg in das Lauftraining sollte langsam und stetig erfolgen. Sonst besteht die Gefahr, dass die lange Sportpause für die Behandlung des Plicasyndroms, umsonst war. Ein Lauftraining nach einem Plicasyndrom beginnt mit dem bergauf gehen auf dem Laufband. Zusätzlich, und das mag seltsam klingen, mit einem intensiven Sprungtraining für das Kniegelenk. Denn jeder Joggingschritt enthält einen einbeinige Sprung- und Landephase.
Vor dem eigentlichen Start in die Joggingrunde kommt noch das Sprinttraining, dafür eigenen sich auch Widerstandsbänder, die man sich um die Hüfte legt und los sprintet. Die Resistance-Bänder in unterschiedlicher Stärke eigenen sich noch für viele andere Übungen nach Knieverletzungen. Wichtig ist beim Kauf auf die Qualität der Bänder zu achten, sonst reißen sie womöglich, oder werden mit der Zeit spröde.
Plica-OP bedeuet operative Entfernung der Schleimhautfalte
Lassen sich die Symptome durch konservative Therapie nicht lindern, besteht immer noch die Möglichkeit, eine verdickte Plica in einer Knieoperation zu entfernen. Betroffene sollten einem chirurgischen Eingriff niemals leichtfertig zustimmen, denn der vermeidliche Erfolg ist nicht garantiert – auch nicht bei den sogenannten Routineoperationen.
Schritt 8: Knieoperation als letzter Ausweg bei Plicasyndrom
Die Entfernung der Plica erfolgt mittels Schlüssellochtechnik (arthroskopisch), ohne das Gelenk selber zu eröffnen. Wie alle Operationen bringt auch diese Knie-OP eine Reihe von Risiken und Nebenwirkungen mit sich.
Risiken und Komplikationen einer Arthroskopie am Knie
Blutergüsse und massive Weichteilschwellungen, Einsteifung (generalisierte Arthrofibrose), lokale Vernarbung im Kniegelenk, Kniegelenksinfekte, Nervenverletzungen, Entzündungen, Wundheilungsstörungen, tiefe Venenthrombose u.a..
Entfernung der Plica hilft nicht in jedem Fall
Das Ziel jeder Knieoperation ist eine weitgehende Schmerzfreiheit. Es kommt jedoch vor, dass die Knieschmerzen nicht im vollen Umfang beseitigt werden oder sogar sich verschlimmern, was weitere Maßnahmen nach sich zieht. Nicht selten muss sich der Patient auch mit Teilerfolgen abfinden.
Durch eine Entfernung der Plica können die Schmerzen deutlich gemildert werden, vor allem bei einer fortgeschrittenen Erkrankung unter Beteiligung des Knorpels. In jedem Fall erfolgreich ist aber die Plicaentfernung nicht.
Erfahrungen zeigen, dass es bei einem isolierten Plicasyndrom bei etwa 75 bis 98 % der Patienten eine Besserung auftritt. Hat die verdickte Plica bereits einen Knorpelschaden hervorgerufen, berichten noch etwa 42 bis 69 % von einer subjektiven Verbesserung nach der Knieoperation.
Dauer der OP und Klinikaufenthalt nach der Plicaentfernung
Die Dauer der Operation am Knie beträgt ungefähr 45 Minuten. Am Ende der Arthroskopie wird in der Regel ein Redon (Drainageschlauch) in das Kniegelenk gelegt, damit Blut und Wundsekret abfließen können. Der Klinikaufenthalt beträgt etwa einen Tag – auch ambulant möglich.
Krücken nach der OP
Die Entlastung des Kniegelenks an Unterarmgehstützen erfolgt, wenn überhaupt nur wenige Tage. Meistens kann nach dem Ziehen der Redons, auf die Vollbelastung umgestiegen werden.
Arbeitsfähigkeit nach der Entfernung der Plica
Bürotätigkeiten sind nach etwa zwei Wochen wieder möglich. Schwere körperliche Arbeit nach ca. 6 Wochen. Die Nachbehandlung erfolgt mittels Physiotherapie und Aufbautraining für das Kniegelenk.
Wieder Sport und Autofahren nach der Plica Arthroskopie
Ein leichter Reha-Einstieg auf dem Fahrradergometer (Standfahrrad) sollte zügig nach ein bis zwei Wochen erfolgen, sofern das Kniegelenk abgeschwollen und schmerzfrei ist. Das Autofahren ist wieder möglich sobald auch das Treppensteigen funktioniert.
Geduld und Training beim Plica Syndrom
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein Entfernung der Plica nicht die alleinige Lösung ist. Denn es gibt immer einen Grund, weshalb die Pica plötzlich Probleme verursacht. Schließlich sind die Plica-Falten seit der Geburt vorhanden und machten jahrelang keine Kniebeschwerden. Wer an dem Plicasyndrom leidet, sollte sich der Ursache und dem harten Aufbautraining unbedingt stellen, ansonsten riskiert man den Rückfall – dann war die ganze Schinderei umsonst.