Bei der MRSA Behandlung steht die Vorsilbe „MR“ für „Methicillin-resistent“. Gegen diesen Stamm von Erreger wirkt das Antibiotikum Methicillin nicht mehr. Die Mediziner verwenden den Begriff MRSA synonym für „multiresistent“ und beschreiben damit bakterielle Keime, die gegen drei oder mehr Antibiotika resistent sind. Im Volksmund ist der MRSA Erreger unter dem Begriff „Krankenhauskeim“ bekannt. Doch diese Bezeichnung führt den Patienten in die Irre. Krankenhauskeim suggeriert, dass die Gefahr ausschließlich von Kliniken ausgeht. Das ist nicht der Fall, die Zahl der Keimbelastungen im häuslichen Umfeld steigt. Die MRSA Behandlung ist damit noch schwieriger als bisher.
Der multiresistente Keim Staphylokokkus aureus kann über Monate ohne Nahrung überleben und fühlt sich fast überall wohl. Er siedelt bevorzugt auf Wäsche, Lichtschaltern, Türklinken, auf dem Fußboden oder auf der Bettkante. Ebenso lebt der Erreger auf der menschlichen Haut oder in der Nase und verursacht dort beim Gesunden meist keine Beschwerden. Oft wissen die Betroffenen gar nichts davon.
Der MRSA Keim ergreift seine Chance zur Ausbreitung, wenn das Immunsystem geschwächt ist und er den Weg in das Innere des Körpers findet. Die Infektionswege sind Operationen, Katheter, intravenöse Zugänge, Kniepunktionen und offene Wunden oder Brüche.
Keime im Körper, Knochen und Kniegelenk treiben ihr Unwesen
Einmal in den Körper gelangt, verhält sich der MRSA Keim sehr aggressiv und vermehrt sich rasant. Die Geschwindigkeit der Erkrankung verläuft in ähnlichem Tempo wie bei einer Virusinfektion. In wenigen Stunden ist der Patient massiv geschwächt. Die Bakterien ziehen sich bevorzugt in Körperbereiche zurück, die schlecht durchblutet und sie gegen die Wirkung von Antibiotika geschützt sind. Der MRSA Erreger verursacht schlechtheilende Entzündungen, Schmerzen im Gelenk, Hautgeschwüre, Lungenentzündungen, Harnweginfekte und lebensgefährliche Blutvergiftungen. Greifen die MRSA Keime auf Organe über besteht für den Patienten akute Lebensgefahr. Nicht alle bakteriellen Keime im Knie sind so aggressiv, wie die MRSA Bakterien aber unbehandelt führen sie alle zu nachhaltigen Schäden im Gelenk und Knochen.
Bakterielle Infektion nach Knie-Prothese (TEP)
Eine frühe bakterielle Infektion tritt in einer Zeitspanne von wenigen Tagen bis zu drei Monate nach dem Eingriff auf und wird durch intraoperativ erworbene Keime verursacht. Klassische Anzeichen einer Infektion im Kniegelenk sind Hautrötung, Überwärmung, Gelenkerguss, starke Schmerzen mit Fieber.
Die verzögerte Infektion tritt drei bis 24 Monate nach der Knieoperation auf und entsteht durch intraoperativ erworbene, weniger aggressive Keime. Diese Arten von Infektionen im Kniegelenk sind schwerer zu diagnostizieren, da sie nur diskrete oder fehlende Infektionszeichen aufweisen.
Als eine späte Infektion mit Keimen wird eine bakterielle Infektion bezeichnet, wenn erst nach zwei Jahren auftritt. Sie wird durch andere, im Körper bestehende Infektionen z. B. der Haut, der Atemwege, der Genitalbereiche oder der Zähne verursacht.
Nur bei der frühen Infektion besteht eine realistische Chance auf Heilung mit gleichzeitiger Erhaltung der Knieprothese. Bleiben erste operative Eingriffe im Kampf gegen die Keime wirkungslos ist über die Entfernung der Knieprothese nachzudenken. [1, 2] Der derzeitige Standard bei einem anhaltenden Gelenkinfekt und Knieprothese ist der zweizeitige Wechsel. Das bedeutet, die Knieprothese wird in einer ersten Operation entfernt und der Infekt behandelt. Erst nach Ausheilung des Kniegelenkinfekts und frühestens nach sechs Wochen ist eine erneute zweite Operation mit dem Einsatz einer neuen Knieprothese möglich. Vorher muss unbedingt eine Kniepunktion durchgeführt werden, um sicher zu sein, dass das Gelenk frei von Keimen ist.
Infekt im Knie nach Kreuzbandersatz
Bei einem Gelenkinfekt nach einer Kreuzbandplastik ist das Transplantat der körpereigenen Immunabwehr nur über die Innenauskleidung der Gelenkhöhle zugänglich. Zusätzlich muss immer von einer Kontamination der Bohrkanäle auszugehen werden [3]. Nach einem schnellen operativen Eingriff bestehen gute Chancen den Gelenkinfekt mit mehreren arthroskopischen Spülungen in den Griff zu bekommen. Ist die Infektion zu weit fortgeschritten muss die Kreuzbandplastik entfernt und die Bohrkanäle saniert werden. [4]
Gelenkinfekt nach der Spritze ins Knie
Die statistische Wahrscheinlichkeit sich bei einer Punktion des Kniegelenkes einen Infekt zu holen, liegt bei etwa 1:34:000. Eine ausreichende Desinfektion der Einstichstelle schützt nicht vollkommen vor einer Infektion. In der Tiefe der Haut können immer noch Staphylokokken oder andere Keime liegen, die eine gründliche Desinfektion überleben. Mit der Injektionsnadel werden dann die Keime in die Gelenkschleimhaut und in die Gelenkflüssigkeit transportiert.
Drama beginnt nach einer Kniepunktion
Die Knie-Geschichte eines meiner Blog-Leser* beschreibt eindrücklich, wie die Knieinfektion begann und bekämpft wurde. Es ist eine Leidensgeschichte, die den akuten und späteren Verlauf einer Infektion im Knie aufzeigt:
Sommer 2012: Der Leser verletzt sich beim Sport das vordere Kreuzband. Das gerissene Kreuzband wird zwei Monate später in einer Knie Arthroskopie entfernt.
Herbst 2012: Das im Sommer entfernte Kreuzband wird nun durch eine Kreuzbandplastik ersetzt. Eine Routine-Operation; tausendfach pro Jahr in Deutschland durchgeführt.
Winter 2012: Zwei Monate später verdreht sich der Leser erneut beim Spielen mit den Kindern sein verletztes Knie. Das Knie schwillt stark an. Der Leser sucht einen Tag nach dem Vorfall den ortansässigen Chirurgen auf. Dieser punktiert das Kniegelenk unter mehrmaligen Spritzenwechsel, ohne Handschuhe zu tragen. Die entnommene Flüssigkeit (Punktat) wird zur Untersuchung eingeschickt. Kein Nachweis von Bakterien oder Viren.
Eine Woche später wird der Leser mit 41 Grad Fieber notfallmäßig in einer Klinik aufgenommen. Das Ergebnis der Untersuchung ist eine Knieinfektion, hervorgerufen durch Bakterien, die sich bevorzugt auf der Hautoberfläche aufhalten. Im Krankenhaus selber wird das Kniegelenk mehrmalig operativ gespült.
Frühjahr 2013: Die Probleme im geschädigten Kniegelenk bestehen weiterhin. Besonders die Bewegungseinschränkung, die Schmerzen und das ständige Anschwellen veranlassen den Leser ein Fachkrankenhaus aufzusuchen. MRT-Aufnahmen werden gemacht und das Kniegelenk punktiert, um sicherzugehen, dass die bakterielle Knieentzündung nicht erneut aufgetreten ist. Laut Arztbefund ist das Kreuzband stabil und der Nachweis eines entzündlichen Prozesses im Knie fehlt. Soweit scheint alles in Ordnung.
Frühsommer 2013: Die Kniebeschwerden halten an. Bildgebende Verfahren zeigen einen stark geweiteten tibialen Bohrkanal, die Fixationsschraube des Kreuzbandes ragt in den Bohrkanal. Der Arzt ist ratlos.
Spätsommer 2013: Vorstellung in einer weiteren Fachklinik zur Entfernung der überstehenden Interferenzschraube. Befundbericht nach der erneuten Knieoperation: Tibialer Bohrkanal stark geweitet, dadurch Lockerung der Fixationsschraube sowie Auflösung des Knorpelgewebes und Teile des Knochens. Zusätzlich wird die Tunnellage des femoralen Bohrkanals angezweifelt. Der Leser wird nach ein paar Tagen aus dem Krankenhaus entlassen.
Eine Woche später bekommt der Leser einen Anruf aus Klinik. Sofortige Vorstellung im Krankenhaus, da Bakterien in den operativ entnommenen Proben festgestellt wurden. Befund: Erneuter Nachweis von Bakterien (gleicher Bakterienstamm siehe Winter 2012). Inzwischen sind Teile des Knorpels und Schienbeinknochen zerrstört.
Auf Nachfrage beim zuständigen Arzt bekam der Leser folgende Antwort: Die Bakterien sind durch den enorm großen tibialen Bohrkanal in den Schienbeinknochen eingedrungen. Da dort kein unmittelbarer Kontakt zum Blutkreislauf besteht, war der Nachweis von Bakterien im Blut negativ. Die Bakterien zerstörten unbemerkt fast neun Monate lang den Schienbeinknochen. Der Bakterienbefall muss behandelt werden. Später werden die Bohrkanäle mit Knochenmaterial aus der Hüfte (Spongioplastik) verschlossen. Erst wenn die Knochenbalken gut verheilt sind, kann eine neue Kreuzbandplastik eingesetzt werden.
* An dieser Stelle endet vorerst die Knie-Geschichte des Lesers. Herzlichen Dank für die Zusendung.
MRSA Behandlung der Keime
Isolation und Einzelzimmer
Wegen der erhöhten Infektionsgefahr werden infizierte Patienten sofort in ein Einzelzimmer verleg. Das Personal trägt fortan entsprechende Schutzbekleidung und der Betroffene soll das Zimmer nicht mehr verlassen. Besucher müssen ebenfalls Schutzkleidung tragen.
Operative MRSA Behandlung des Gelenkinfekts im Knie
Zunächst versuchen die Operateure, den Infekt in einer Kniearthroskopie zu behandeln. Die Ärzte überprüfen die Auswirkungen des bakteriellen Befalls und spülen das Kniegelenk mit Antibiotika. Eine Redon-Drainage wird eingelegt, die nach 24–48 Stunden entfernt wird.
Im Abstand von 2 bis 3 Tagen erfolgen unter Narkose weitere Spülungen des Kniegelenks. Bei jeder arthroskopischen Spülung wird eine Probe der Gelenkschleimhaut zur Untersuchung genommen. Tritt eine Verbesserung des Befunds ein, ist die Therapie mit Antibiotika unter regelmäßigen Laborkontrollen (CRP-Wert) für mindestens 6 Wochen fortzusetzten. [5] Die Kniearthroskopie ist nur durchführbar, wenn die Schäden noch nicht zu weit fortgeschritten sind. Ansonsten muss das Kniegelenk geöffnet werden.
Antibiotische Therapie des Kniegelenks
Antibiotika soll erst nach der operativen Entnahme von Bakterienproben bzw. nach der Kniepunktion gegeben werden. Ansonsten besteht das Risiko für eine Verfälschung der Testergebnisse. Bis zum endgültigen Vorliegen der Laborbefunde beginnt die Behandlung mit einem Breitbandantibiotikum. Danach werden Antibiotika speziell gegen den Erregerstamm gegeben. Bei der MRSA Behandlung gibt es nur noch wenige wirksame Reserveantibiotika.
Was der Patient im Vorfeld einer Knie-OP zur eigenen Risikominderung unternehmen kann – Infektion im Knie – Gefahr lauert auch in der Nase.
Quelle:
[1] Abitzsch D, Rusu C, Lill H (2012) Wunde und Weichteildefekt. Trauma Berufskrankh [Suppl] 4:463–469 54
[2] Diefenbeck M, Hofmann G (2003) Behandlungsstrategie beim Frühinfekt nach operativer Frakturversorgung. Trauma Berufskrankh [Suppl 2] 5:S309–S312
[3] [4] Petersen W, Zantop T (2009) Das vordere Kreuzband. Grundlagen und aktuelle Praxis der operativen Therapie. Deutscher Ärzteverlag, Köln
[5] Stutz G, Gächter A (2001) Diagnostik und stadiengerechte Therapie von Gelenkinfekten. Unfallchirurg 104:682–686
[6] Gächter A (1994) Gelenkinfekt. Arthroskopische Spülbehandlung – Hints und Tricks. Arthroskopie 7:98–101