Was ist die Steigerungsform von einer Knie-OP? Eine Knie-OP im Hochsommer! Denn jetzt reagiert nicht nur das Kniegelenk mit Hitze, sondern der gesamte Körper. Ständiges Schwitzen, Kreislaufprobleme und ein stärker geschwollenes Knie ist die Folge. Hier meine Tipps zum Umgang mit der Sommerhitze und Rekordtemperaturen nach Knieoperationen.
Perfekter Wärmehaushalt des Menschen
Die optimale Temperatur für Stoffwechselvorgänge liegt beim Menschen nahe 37°C. Die Umgebungstemperatur beträgt, außer im Hochsommer, in der Regel weniger, damit gibt der Körper ständig Wärme an seine Umwelt ab. Dies geschieht über:
- Wärmeleitung
- Wärmestrahlung
- Verdunstungswärme
Bei ungefähr 20°C Außentemperatur gehen 70 % der Körperwärme über Wärmestrahlung und Wärmeleitung verloren, wobei die Anteile je nach Verhalten und Situation (Sport, Schlaf, Arbeit etc.) schwanken. Geringe Mengen an Wärme verliert der Körper auch über Ausscheidung und Atmung. Rohstofflieferant für die Körperwärme ist die aufgenommene Nahrung. Unser Körper ist ein perfekt justiertes System der Thermoregulation.
Schwitzen kühlt und schützt den Organismus
Das Grundprinzip des menschlichen Wärmehaushaltes lautet: Unser Körper ist nur in der Lage Wärme abgaben – nicht Kälte aufnehmen. Das bedeutet, ist die Körpertemperatur zu niedrig, muss er Wärme produzieren, ist es draußen sehr heiß, muss der Körper Wärme abgeben. Die Kühlung erfolgt über das Schwitzen. Verdunstet viel Schweiß, wird der Haut und den darin liegenden Blutgefäßen Wärme entzogen. Frisch gebildeter Schweiß ist übrigens geruchlos. Der muffelige Schweißgeruch entsteht dann, wenn spezielle Hautbakterien den abgesonderten Schweiß abbauen.
Ursache für geschwollene Beine im Sommer
Bei Hitze und Temperaturen über 30°C wirft also unser Körper seine eigene „Klimaanlage“ an. Das Gehirn meldet an die Blutgefäße, dass sie sich erweitern sollen. Die Vergrößerung der Venen führt dazu, dass der Körper vermehrt, die aufgestaute Wärme an die Umgebung abgegeben kann. Durch die Venenerweiterung leidet deren Elastizität, das Blut fließt jetzt in den Gefäßen langsamer.
Gleichzeitig kommt es zu einem Art Blutstau in den Venen, der die Gefäßwände über Gebühr beansprucht. Da der Abtransport nicht mehr ausreichend schnell funktioniert, fließt mehr Flüssigkeit in das umliegende Gewebe – die Beine schwellen an, das Knie wird noch dicker.
Der Blutdruck im Körper (Druck in den Blutgefäßen aufgrund der Erweiterung) sinkt und viele Kniepatienten leiden dann zusätzlich noch unter Kreislaufproblemen.
Keine Knie-OP mehr im Hochsommer
Bleibende Erinnerungen – Meine Meniskus-OP im Hochsommer 2012. Diese Knieoperation konnte ich ausnahmsweise nicht planen, da ich auf einen Spendermeniskus wartete. Die Zusage für einen Spendermeniskus bekam ich Ende Juli. Die Knieoperation folgte zeitnah Anfang August – ein Höllenritt in jeglicher Hinsicht.
Neben der Tatsache, dass ich heftige Schmerzen nach der Meniskus-OP hatte, überrollte in dieser Zeit eine Hitzewelle Deutschland. Ich musste sechs Wochen lang an Gehhilfen (Sohlenkontakt, plus 20kg Teilbelastung) gehen und trug einen Antithrombosestrumpf – und das täglich bei Rekordtemperaturen im Schatten. Ehrlich, eine der härtesten Zeiten für meinen Körper. Hier meine besten Tipps und Tricks, um das Leid nach Knie-OPs im Hochsommer etwas zu mildern.
Hilfe für heiße Tage nach Knie-OP
Wenn die Temperaturen im Sommer steigen, verwandeln sich viele Wohnungen in wahre Schwitzkammern – so auch meine. Um die Zimmertemperatur auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und den Körper zusätzlich zu kühlen, reichen schon ein paar einfache Tricks.
- Im Vorfeld mindestens acht Kältekompressen (Cool-Packs) kaufen, da sich die Kühlzeit bei hohen Temperaturen stark verkürzt.
- Nachts lüften, tagsüber die Rollläden und Fenster schließen.
- Gerade nachts, wenn man schlafen möchte, sind die heißen Temperaturen und Schmerzen unerträglich. Dabei ist laut Schlafexperten nur der Zeitpunkt des Einschlafens problematisch. Deshalb empfehle ich, eine „Kälteflasche“ (Bettflache mit Eiswürfen) mit ins Bett zu nehmen.
- Oder mehrere Kältepackungen unter dem Leintuch verteilen – eine Art „Kältematte“.
- Zusätzlich helfen die Cool-Packs für das Knie auch auf der Stirn, Brust und Nacken.
- Einen Eimer mit kalten Wasser und Eiswürfel neben die Couch oder das Bett stellen. So lässt sich, das gesunde aber auch verletzte Bein, von den Füßen her, gut kühlen.
- Im Vorfeld auf jeden Fall einen Ventilator organisieren. Der Ventilator verteilt natürlich nur die Luft im Zimmer, aber es gibt einen Unterschied zwischen gemessener und gefühlter Kälte – durch den Luftzug. Den Körper zusätzlich mit kühlen Handtücher abdecken den Ventilator auf die feuchten Handtücher lenken. Die Verdunstungskälte sorgt für eine angenehme Kühle.
- Unnötige elektronische Geräte abschalten, sie erzeugen nur Wärme.
- Luftige Kleidung tragen und diese im Gefrierfach vor dem Tragen kühlen.
- Feuchtes Handtuch in den Nacken legen – auch für draußen beim Gehen auf den Gehstützen sinnvoll.
- Eine Sprühflasche (für Pflanzen) besorgen und sich mit kalten Wasser überall einsprühen.
- Viel Wasser trinken, damit das Blut nicht „eindickt“, und zusätzlich etwas Salz in das Wasser geben. Diese Briese Natrium dient dem Ausgleich des Mineralstoffverlustes, der durch das ständige Schwitzen entsteht. Die meisten Muskelkrämpfe kommen durch Salz- bzw. Natriumverlust – nicht durch Magnesiummangel!
- Direkte Sonnenbestrahlungen auf das operierte Knie vermeiden. Abdecken des Kniegelenks mit Kleidung oder einem Handtuch.
- Venenpumpe verstärkt aktivieren. Die Venenklappen sind dazu da, einen Blutstau in den Gefäßen zu verhindern. Durch ihr Öffnen und Schließen wird es erst möglich, dass das Blut aus den Beinen von unten nach oben zum Herzen fließt.
- Frisch gewaschene feuchte Kleidung ist eine alternative „Klimaanlage“. Durch den nassen Stoff auf der warmen Haut entsteht ebenfalls Verdunstungskälte.
- Feuchte Bettwäsche oder Handtücher ins Bett legen -sie erzeugen auch Verdunstungskälte.
- Viel Grundlagenausdauer vor der Knie-OP trainieren. Sportler haben weniger Kreislaufprobleme, da sich die Blutgefäße schneller an die benötigte Leistung anpassen. Ein gut trainierter Körper schwitzt stärker und kühlt letztlich besser.