Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung – Wann genau starten?

By Katrin Glunk

September 27, 2017


Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung 1. und 2. Tag: Kurz nach der Operation am Kreuzband kommt meistens der zuständige Operateur vorbei. Oft fällt der Satz: „Ihre Kreuzband-OP ist gut verlaufen, wir konnten Ihr Kreuzband planmäßig ersetzen“. Nach diesem Satz ist die Erleichterung oft so groß, dass viele Patienten wieder wegdämmern. Doch spätestens beim Aufstehen beschleicht dich eine erste Ahnung, wie heftig das Ausmaß der Routine-Operation einer vorderen Kreuzbandplastik tatsächlich ist. Und glaube mir, spätestens nachdem du die Klinik verlassen hast, bist du so ziemlich auf dich alleine gestellt.

Hilfe mein Knie „schwimmt“ nach der Kreuzband-Operation

Beim Aufstehen aus dem Klinikbett spürst du zunächst „einschießende“ Schmerzen im Knie. Dein Bein fühlt sich seltsam fremd und irgendwie komisch an. Die muskuläre Ansteuerung der Oberschenkelmuskulatur funktioniert nicht richtig und koordinative Beinbewegungen fallen dir nach der Kreuzbandriss-OP schwer.

Das Defizit in der Beinkoordination wird durch die Schmerzen, die Medikamente und die Schwellung begünstigt aber leider nicht allein. Deiner neuen Kreuzbandplastik fehlen die wichtigen Nerven und Rezeptoren. Diese neurologischen Verbindungen müssen wieder gelernt werden. Das Erlangen einer guten Koordination und Tiefenwahrnehmung erfordert von dir eine Menge an Aufbauarbeit und Geduld. Und vor allem funktioniert das alles nicht von selbst. Jetzt ist eine intensive Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung deine einzige Chance und mach bitte nicht den Fehler wie viele andere und warte zu lange. Dein operiertes Kniegelenk muss quasi alles wieder neu lernen, was genau, und wie es im Detail funktioniert, kannst du in Reha-Büchern im Shop nachlesen.

Propriozeptives Knie Training

Durch die Verletzung des Kreuzbandes bzw. die Entfernung der Gelenkrezeptoren in der Kreuzbandriss-OP kommt es zu einer Verschlechterung deiner Eigenwahrnehmung (Propriozeption). Diese fehlende Rückmeldung aus den nicht mehr vorhandenen Rezeptoren führt zu einer verminderten Koordination im Bein. Die Ansteuerung der Nerven ist verändert und damit deine Bewegung der Muskeln. Du wirst feststellen, dass dein Kniegelenk in den ersten Tagen nur verzögert und verlangsamt deinen gedanklichen Befehlen „folgt“.

Viele Patienten bemerken auch eine verminderte Gleichgewichtsfähigkeit, ein schlechteres Gefühl für die Gelenkwinkelstellungen, sowie eine geringere Aktivierung der Oberschenkelvorderseite und eine stärkere Aktivierung der Oberschenkelrückseite. Dies führt insgesamt zu einer muskulären Dysbalance. Ein frühes propriozeptives Knie Training wirkt diesem Problem entgegen. Auch dazu gibt es viele Übungen in dem Kreuzbandriss-Reha Büchern Teil 1 und Teil 2.

Vordere und hintere Kreuzbänder sind passive Stabilisatoren

Zusätzlich zu den Muskeln des Ober- und Unterschenkels sorgen das vordere und hintere Kreuzband für deine Stabilität im Knie. Denn dem Kniegelenk fehlt weitgehend die knöcherne Führung, d.h. es wird durch die Bänder gehalten.

Damit ist dein Knie bei seiner Funktionserfüllung auf die aktiven und passiven Stabilisatoren im Kniegelenk angewiesen. Hierbei ergänzen sich die Muskeln (auch Bein, Fuß und Rumpf), Bänder, Menisken und die Kniegelenkkapsel gegenseitig. Alle Strukturen sind ein „eingespieltes“ Team, die sich in ihrer Funktionsweise optimal unterstützen. Mach dir klar, dass jetzt ein wichtiger „Spieler“ nämlich dein vorderes Kreuzband plötzlich ausgefallen ist.

Hauptaufgabe des vorderen und hinteren Kreuzbandes

Das vordere Kreuzband stabilisiert den Unterschenkel gegen Verschiebungen nach vorne. Das hintere Kreuzband verhindert ein Abgleiten nach hinten. Als seitliche Stabilisatoren dienen das Innen- und Außenband. Der Meniskus bildet eine Pufferzone und sorgt für ein perfektes Gleiten des Oberschenkelknochens auf dem Unterschenkelknochen.

Deine neue Kreuzbandplastik war in ihrem „Vorleben“ eine Sehne und ist mit ihrer neuen Aufgabe noch nicht vertraut. Führe deine vordere Kreuzbandersatzplastik behutsam und stufenweise mit einem guten Trainingsplan nach einer Kreuzband-OP an ihre Aufgabe heran.

Oberschenkelmuskulatur stabilisiert das Kniegelenk aktiv

Der bedeutendste aktive Stabilisator für das Kniegelenk ist die Oberschenkelmuskulatur. Sie ist nach deiner Kreuzbandriss OP und deren Immobilisation geschwächt und muss entsprechend in der Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung wieder aufgebaut werden.

Der vierköpfige Schenkelstrecker (Quadriceps femoris) ist der wichtigste aktive Stabilisator im Oberschenkel. Ihm wird in der Kreuzband-OP Nachbehandlung eine große Aufmerksamkeit geschenkt, da sich diese Muskelgruppe schnell zurückbildet (atrophiert) und häufig Koordinationsstörungen verursacht. Was aber viele Physiotherapeuten weniger auf dem Schirm haben, ist die Beinrückseite und deren Muskulatur (engl. Hamstring). Doch gerade die Muskeln der Beinrückseite schützen vor einem erneuten Kreuzbandriss. Weshalb das so ist, habe ich diesem Spezial-Buch erläutert, was ich dir als Ergänzung zum Grundlagentraining empfehlen möchte.

Weitere Muskelgruppen, die der Stabilisation im Kniegelenk dienen:

  • Sämtliche Muskeln der Oberschenkelrückseite (engl. Hamstrings),
  • Rumpfmuskulatur (engl. Core),
  • Oberschenkeladduktoren (Adduktoren)
  • Oberschenkelabduktoren (Abduktoren) sowie diverse „kleinere“ Muskelgruppen auch im Fußgewölbe.

Für die Kniegelenkstabilität sind auch der Halbsehnenmuskel (M. semitendinosus) und der Schlankmuskel (M. gracilis) verantwortlich; deren Sehnen(an)teile für die Kreuzbandplastik verwendet werden. Folglich habe viele Patienten mit einer schwachen Beinrückseite zu kämpfen, weil die Sehne nach der Kreuzband-OP einfach fehlt, umso wichtiger ist jetzt das Hamstring Training nach den ersten Kreuzbandriss-Reha Wochen.

Dabei ist der Halbsehnenmuskel hauptsächlich für die Streckung (Extension) im Hüftgelenk, die seitliche Heranführung (Adduktion) und Innenrotation des Knies mitverantwortlich. Der Schlankmuskel bewirkt die Beugung (Flexion) und ebenfalls die innere Rotation des Kniegelenkes.

Glücklicherweise werden diese Bewegungen nicht allein von diesen zwei Muskeln gesteuert, so dass deren vorübergehender „Ausfall“ nach der Kreuzband-OP kompensiert wird. Gerade in der Anfangsphase der Kreuzbandriss Reha sind Bewegungen, die diese Muskelgruppe betreffen problematisch. Aber es erklärt auch, weshalb Muskelbewegungen so schwer fallen und auch schmerzhaft sein können, obwohl es sich um eine Knie-OP gehandelt hat.

Kreuzbandriss Reha Training beginnt bereits im Krankenhaus

Mit jedem Tag der Immobilisation verliert der Mensch Muskelmasse. 1 bis 6 % Muskeln pro Tag verschwinden, wenn keine aktive Gegensteuerung durch ein Knie-Training stattfindet. Deshalb sollte deine Kreuzbandriss-Reha möglichst schnell beginnen. Du kannst starten nachdem die Drainagen im Knie nach der OP gezogen worden sind.

Wie lange dauert der Muskelaufbau nach einer Knie-OP?

Das kommt darauf an, wie du trainierst. Wer die falschen Knie-Übungen macht und diese womöglich noch mit einer zu geringen Intensität, der wird nicht mehr auf seinen Level vor der Kreuzband-OP zurückkommen. Wobei logisch ist, dass wer kurz nach der Knie-OP weniger Muskelmasse verliert und anschließend einen effektiven Muskelaufbau betreibt, auch schneller wieder Muskelaufmasse aufbaut. Kleine Leitlinie für die Erwartungshaltung von mir:

  1. wer meint, nichts für seinen Muskelaufbau tun zu müssen, der wird nicht mehr an seinen Sport-Level nach der Knie-OP herankommen.
  2. wenn du eher moderat trainiert und dich hauptsächlich auf die verordneten Rezepte „Physiotherapie“ verlässt, brauchst du mindestens 1 bis 1,5 Jahre.
  3. wer alles gibt und richtig fokussiert die Schwachstellen in der Kreuzbandriss-Reha bearbeitet, kann seinen Muskelaufbau in 6 bis 9 Monaten schaffen.

Frauen tun sich im Allgemeinen aufgrund ihrer hormonellen Situation mit ihrem Muskelaufbau nach einer Kreuzband-OP schwerer. Natürlich spielt auch die Ernährung eine Rolle. Doch insgesamt gesehen, ist jedem Muskelwachstum eine natürliche Grenze gesetzt. Die Neubildung von Muskelzellen braucht einfach seine Zeit.

Hilft Mobilisation und Lymphdrainage nach der Kreuzbandoperation?

Sobald du aus der Narkose erwacht bist, solltest du ganz versuchen die Zehen zu bewegen und ganz vorsichtig die Ansteuerung im Oberschenkel testen. Spaß sieht anders aus! Aber diese milde Form des Knie Trainings lohnt sich und hilft auch gegen die Schmerzen im Kniegelenk. Übrigens oft hilft auch nur eine andere Lagerung unmittelbar nach der Knie-OP, um die Schmerzen in der Kniekehle nach der Kreuzband-OP etwas erträglicher zu machen. Manche Kliniken bieten auch eine Lymphdrainage an. Diese manuelle Behandlung regt das lymphatische System an und bewirkt das schnellere Abschwellen.

Woher kommen die Schmerzen in der Kniekehle nach der Kreuzband-OP?

Am Anfang sammelt sich unmittelbar nach der Kreuzband-OP alles am tiefsten Punkt im Kniegelenk. Das Wundwasser und Blut drückt auf die Kniegelenkskapsel und die Nerven. Aber spätestens nach ein bis zwei Tagen lässt der heftige Ruheschmerz (auch in der Kniekehle) deutlich nach. Liegen deine Drainagen sehr „unglücklich“ verursacht die Sogwirkung der Drainagen ebenfalls ein schmerzhaftes Ziehen im Knie. Sobald die Sogwirkung der Unterdruck-Schläuche weg ist, werden auch die Schmerzen im Knie deutlich weniger. 

Weitere Tipps zur Schmerzlinderung nach der Kreuzband-OP: Richtiges Kühlen, Reduktion der Schwellung im Knie, Narbenpflege und Wundheilung habe ich für dich in dem Artikel: Kreuzbandriss-Reha, die erste Woche zusammengefasst.

Kreuzbandriss Rehabilitation beginnt mit isometrischen Anspannungsübungen

Deine Kreuzbandriss Nachbehandlung beginnt mit ersten isometrischen Anspannungsübungen. Das ist eine erste Form von einem Koordinationstraining. Diese isometrischen Übungen zeichnen sich durch wiederholende Muskelkontraktion aus, ohne den Muskel in seiner Länge zu verändern. Eine aktive Bewegung z. B., durch die Beugung des Beines findet nicht statt. Es wird ausschließlich die Muskulatur angespannt und diese Spannung für mehrere Sekunden gehalten. Regelmäßig ausgeführt, erhält isometrisches Training, die vorhandene Muskelkraft bis zu einem gewissen Grad.

Die vorgestellten Übungen sind einfach durchführen und der Erfolg bei konsequenter Übung bald erkennbar. Das Knietraining für Anfänger ist in liegender oder auch sitzender Position möglich.

1. Übung in deiner Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung: Anspannen der Oberschenkel

Kreuzbandriss Reha Übungen 1. Tag post OP (a)
Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung Übungen 1. Tag post OP (a) | Foto: knie-marathon.de

Zur Stärkung der vorderen Oberschenkelmuskulatur eignet sich am besten das isometrische Oberschenkel Training (Quadrizepstraining).

Die Übung solltest du ohne Knieorthese liegend oder sitzend im Bett durchführen. Als Unterlage für das Knie dient ein Handtuch, ein dünnes Kissen oder die eigene Hand. Dies schützt das Knie vor dem schmerzhaften „Durchhängen“ und der kompletten Kniestreckung.

Ausführung: Drücke die Kniekehle in die Unterlage spanne die Oberschenkelmuskulatur an. Die Ansteuerung der Muskulatur fällt leichter, wenn du mit deiner Hand die Oberschenkelmuskulatur ertastet. Jeweils 5 bis 10 Sekunden halten und 5 bis 10 Sekunden locker lassen. Übungswiederholung maximal 5-10-mal. Langsam steigern! Das Training möglichst alle zwei Stunden wiederholen aber mindestens dreimal täglich durchführen.

Ein „Ziehen“ im operierten Bein ist normal, das wird schnell besser. Oft lösen sich Verklebungen im Knie und der Beinmuskulatur. Dies passiert oft an der Sehnenentnahmestelle.

2. Übung in der Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung: Gestrecktes Bein leicht anheben

Kreuzbandriss Reha kurz nach Kreuzbandriss OP
Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung kurz nach Kreuzbandriss OP (b) | Foto: knie-marathon.de

Ausführung: Hebe das operierte Bein in der Streckung 1 bis max. 2 cm vom Bett ab. Jeweils 5 bis 10 Sekunden halten und 5 bis 10 Sekunden und danach locker lassen. Wiederholung maximal 5-10-mal.

Achte darauf, dass das Bein bei der Übung gestreckt bleibt. Der Erfolg des Trainings stellt sich schnell ein. Die Ansteuerung der Muskulatur klappt immer besser, indem der Muskel immer schneller kontrahiert.

Mein Fazit zum richtigen Trainingsplan für deine Kreuzband Nachbehandlung

Ich wollte dir auch in diesem Beitrag vermitteln, dass es zum größten Teil in deiner Verantwortung liegt, wie die Nachbehandlung nach der Kreuzband-OP verläuft. Meine Erfahrung sagt mir überdeutlich, wen du dich auf das Gesundheitssystem verlässt, egal ob mit Rezepten für die Physiotherapie oder noch schlimmer auf eine stationäre Reha (die Genehmigung dauert Wochen), dann hast du „verloren“ oder eben ganz viel Zeit. Und das scheibe ich jetzt nicht einfach, weil ich dir jetzt Kreuzbandriss-Reha Buch verkaufen will, sondern weil ich im Laufe der Jahre mit einer optimalen Kreuzbandriss-OP Nachbehandlung viel schneller wieder fit geworden bin. Natürlich fände ich es auch prima und würde mich für die viele Arbeit mit dem Blog auch belohnen, wenn du jetzt ein Kreuzband-Reha Buch von mir kaufen würdest.

Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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