5 Übungen in der Knie Reha für einen echt runden Gang

By Katrin Glunk

Juli 2, 2013


Kreuzbandriss Reha 4. Woche: Wie das flüssige Gehen durch Übungen in der Knie Reha unterstützen? Endlich das „Go“ für die Vollbelastung – die Normalität kehrt zurück! Doch einfach die Krücken in die Ecke werfen und los, das funktioniert bei den wenigsten Patienten. Der Artikel zeigt, wie die Übergangswoche von der Teil- auf die Vollbelastung ein voller Erfolg wird.

Beginn der zweiten Knie Reha Phase nach der Kreuzbandriss OP

Unter dem Gesichtspunkt des Heilungsprozesses beginnt in der 4. Woche, die zweite Phase Knie Reha Phase. Diese Woche kennzeichnet den Übergang auf die Vollbelastung und die Steigerung der Gelenksbeweglichkeit auf etwa 0–135° Winkel. Zielsetzung ist die schrittweise Erhöhung der Belastung bis zum freien und flüssigen Gehen mit gleichzeitiger Verbesserung der Muskelkraftausdauer und damit der Koordination. Harmonische Muskelbewegungen (hohe koordinative Leistung) sind das Ergebnis einer guten Koordination – nicht die Folge von viel Muskelkraft.

Durch die Steigerung des Kreuzbandriss Reha Trainings, der  2.Woche und 3. Woche nimmt die Sicherheit und Stabilität in den Bewegungsabläufen kontinuierlich zu. Neben der Physiotherapie kommt in dieser Woche eine „leichte“ Form der medizinischen Trainingstherapie hinzu. Eine intensive medizinische Trainingstherapie, ist erst ab der 6. Woche Kreuzband Reha zu favorisieren. Begründet wird diese Aussage damit, dass sich die Kreuzbandplastik in der zweiten Rehabilitationsphase in Bezug auf ihre Festigkeit in einer kritischen Phase befindet.

Ziele der zweiten vorderen Kreuzband Reha Phase (3.- 6. Woche):

  • Normalisierung der Beweglichkeit: Passive und aktive Mobilisation in alle Bewegungsrichtungen.
  • Zunehmende Belastungssteigerung: Aktive Kniestreckung gegen Widerstand im Bewegungsbereich zwischen 60 – 90°.
  • Verbesserung der Kniegelenksstabilität: Übungen zur inter- und intramuskulären Koordinationsverbesserung sowie Propriozeption (Tiefenwahrnehmung). Die Stabilisationsübungen für das Knie finden auf instabilen Unterlagen (Therapiekreisel, Wackelbrett oder Balance Pad).
  • Verbesserung der muskulären Ausdauer: Längeres Konditions-und Ganzkörpertraining.

Langsamer Übergang nach Kreuzbandriss OP

Die lästige Phase mit den Gehstützen ist fast überwunden. Jetzt gilt es, die Ungeduld im Zaum zu halten und keine Überlastung bzw. starke Schwellung zu riskieren. Das flüssige Gehen nach einer Kreuzbandverletzung muss wieder geübt werden, deshalb ist der Übergang zur Vollbelastung, langsam und mit kontinuierlicher Belastungssteigerung  zu gestalten.

Viele Patienten können bereits kürzere Strecken nach wenigen Tagen ohne Gehstützen zurücklegen. Doch das reine „Weglassen“ von Gehilfen ist nicht das Ziel, sondern ein freier, sicherer und vor allem nicht „humpelnder“ Gang. Denn wer sich erst einmal den unrunden Gang angewöhnt hat, wird später viel Mühe aufwenden müssen, diesen wieder abzulegen.

Wen die vollständige Kniebelastung für längere Zeit zu schmerzhaft oder zu anstrengend ist, sollte lieber noch ein paar Tage länger an beiden Gehhilfen gehen und allmählich das volle Gewicht auf das operierte Knie bringen. Wichtig immer beide Gehhilfen, niemals nur eine Krücke benutzen!

Die Vollbelastung nach dem Kreuzbandriss mit aller „Gewalt“ durchzusetzen führt nicht schneller zum Ziel. Nach einem Kreuzbandriss dauert die Übergangsphase meist zwei bis drei Tage. Klappt der Geh-Test innerhalb der eigenen Wohnung, beginnen die ersten ausgedehnten Gehversuche außerhalb der eigenen vier Wände. Anfangs ist es sinnvoll für längere Strecken noch beide Gehilfen mitzunehmen, denn die Muskulatur ermüdet schnell und das „Hinken“ kommt zurück. Das flüssige Gehen kontinuierlich (etwa 45 bis 60 Minuten pro Tag) steigern und immer wieder plötzliches Abstoppen, Hügel und Richtungswechsel das Geh-Training einbauen. Jedes Knie meldet sich, wenn die Kreuzbandriss-Reha zu viel war.

Ausdauerkraft weiterhin nur auf dem Fahrradergometer trainieren

Die Gefahr für die neue Kreuzbandplastik lauert im Straßenverkehr beim plötzlichen Abspringen und dem Auf- und Absteigen. Zudem lässt sich die gleichmäßige Intensität im Gelände sehr schlecht steuern. Deshalb würde ich, in dieser Phase weiterhin auf dem Fahrradergometer trainieren, obwohl einige „Profis“ bereits in der 4. Reha Woche auf das normale Rad umsteigen. Das muss jeder für sich entscheiden!

Empfohlene Umdrehungszahl: > 80/min. Es gibt verschiedene Varianten, die Kraftausdauer zu trainieren. Mir haben folgende Tipps für eine Trainingssteigerung nach dem Kreuzbandriss geholfen:

  • Zuerst die Anzahl der Einheiten steigern, erst dann die Länge der Einheit ausdehnen.
  • Höherer Umfang bei gleicher Intensität, d.h. erst die Trainingszeit verlängern, dann den Widerstand.
  • Steigerung des Umfanges bei gleicher Intensität, nicht über 5 % alle zwei bis drei Tage.
  • Erholungspausen einlegen.
  • Abwechslung im Knie-Training schaffen.

Treppen sind ein natürliches Trainingsfeld nach Kreuzbandrissen

Regelmäßiges Treppensteigen ist ideal für die geschwächte Gesäß- und Beinmuskulatur und trägt zur allgemeinen Verbesserung der Fitness und dem natürlichen Aufbau der vorderen und hinteren Beinmuskulatur nach einer Knie OP bei.

Am Anfang „weichen“ viele Patienten an der Treppe mit ihrer Hüfte „aus“ – das Hüftgelenk macht eine Art „Ausgleichsbewegung“. Deshalb ist es sinnvoll, das eigene Verhalten beim Treppensteigen in der Physiotherapie überprüfen und ggf. zeigen zulassen. Grundsätzlich beginnt das Projekt „Treppe“ mit dem Training „aufwärts“ und erfolgt unter zu Hilfenahme eines Geländers. Mit zunehmender Muskelkraft und Gelenkstabilität im Knie steigert sich das Training „abwärts“ und ohne Handlauf.

Die folgenden zwei Übungen eigenen sich in der Knie Reha, um das Gehverhalten an der Treppe im Vorfeld zu trainieren:

Übung 1: Aufsteiger – vorwärts, Muskelkräftigung für das Knie

Der „Treppensteiger“ ist eine hervorragende Übung, um sämtliche Bein- und Hüftmuskeln zu trainieren. Einziges Erfordernis ist ein höher gelegenes Objekt (kleine Sitzbank, Hocker, Mauer, Treppenabsatz etc.), das genügend Stabilität besitzt, um das eigene Körpergewicht zu tragen und bei der Auf- wie Abwärtsbewegung nicht ins Schwanken gerät. Trainiert werden hauptsächlich, der Oberschenkel (M. quadriceps femoris), Beinbizeps (M.biceps femoris), der große und mittlere Gesäßmuskel (M. gluteus maximus und M. gluteus medius).

Übung Knie Reha - Aufsteiger vorwärts nach Kreuzbandriss Operationen
Übung Knie Reha – Aufsteiger vorwärts | Foto: knie-marathon.de

Einen Fuß auf die Oberseite des Objekts (max. 15-20 cm Höhe) stellen; Beugungswinkel max. 60°. Bitte darauf achten, dass die Fußsohle komplett auf dem Hocker aufliegt und nicht mit der Ferse in der Luft schwebt. Das andere Bein bleibt ausgestreckt auf dem Boden stehen. Nun, das auf dem Hocker stehende Bein nach oben drücken. Darauf achten, dass die Hüfte in der waagrechten Position bleibt und das Kniegelenk nicht nach Innen wegknickt (Knie-Valgus-Stellung).

Das gesunde Standbein bleibt zum Boden hin durchgestreckt und folgt der Bewegung bis es nachgesetzt werden kann. Auf diese Weise unterstützt das unverletzte Bein nicht die Aufwärtsbewegung, sondern die Kraft kommt aus der Bein- und Hüftmuskulatur. Anschließend das ausgestreckte Bein wieder langsam und kontrolliert zum Boden führen. Die Höhe der Plattform mit zunehmender Kraft des Beines variieren. 15 Wiederholungen, mehrmals täglich.

Übung 2: Aufsteiger – seitlich, Stabilisation für das Kniegelenk

Übung Knie Reha - Aufsteiger seitwärts Kreuzbandriss OP
Übung Knie Reha – Aufsteiger seitwärts | Foto: knie-marathon.de

Eine ähnliche Übung zur Muskelkräftigung ist der seitliche Aufsteiger, nur dass man sich hier seitlich, neben eine Stufe oder ein Bänkchen (ca. 15 cm hoch) stellt. Dann mit dem operierten Bein voran seitlich auf die Stufe steigen und anschließend mit dem gesunden Bein voran wieder zur Ausgangsposition zurückkehren.

Auch hier die Höhe der Plattform steigern bis max. 60° Beugung. 15 Wiederholungen, mehrmals täglich. Der Beugungswinkel kann im Verlauf der Knie Reha gesteigert werden, doch nicht in der 4. Woche!

Übung 3 (a): Kniebeuge aus dem Sitzen für die Muskelkraft

Die Kniebeuge, ist wohl eine der anspruchsvollsten Übungen in der Knie Rehabilitation. Aufgrund der Vielzahl an beanspruchten Muskeln gehört diese Übung zu den Grundübungen des Muskelaufbautrainings.

Funktion: Oberschenkelmuskel (M. quadrizeps femoris), den Beinbizeps (M.biceps femoris) und den großen Gesäßmuskel (M gluteus maximus, medius, minimus). Mittrainiert: Untere Rücken- und die Bauchmusklatur.

Übung Knie Reha - kurze Kniebeuge im Sitzen nach Kreuzbandriss OP
Übung Knie Reha – kurze Kniebeuge im Sitzen | Foto: knie-marathon.de

Auf einen stabilen Stuhl sitzen und mit den Händen an die Seite fassen. Die Füße stehen hüftbreit auseinander.Dann sich mit beiden Beinen und geradem Rücken nach oben abdrücken. Kurz die Position halten und sich aus dem Stand wieder in Zeitlupe auf den Stuhl setzen. 10 bis 15 Wiederholungen, dreimal täglich.

Übung 3 (b): Kniebeuge am Stuhl

Übung Knie Reha - kurze Kniebeuge im Stehen nach Kreuzbandriss OP
Übung Knie Reha – kurze Kniebeuge im Stehen | Foto: knie-marathon.de

An der Lehne eines stabilen Stuhls festhalten, die Füße stehen hüftbreit mit etwas Abstand zum Stuhl, die Arme sind fast ganz ausgestreckt. Langsam und kontrolliert beide Beine beugen, der Oberkörper ist dabei leicht nach vorne geneigt und das Gesäß nach hinten geschoben. Bei der Abwärtsbewegung darauf achten, dass beide Knie in die Richtung Fußspitzen zeigen und die Knie hinter bzw. maximal auf gleicher Höhe mit den Fußspitzen sind.

Bei 60° Beugung der Oberschenkel ist der Endpunkt der Abwärtsbewegung erreicht. Die Position für 5-10 Sekunden halten. Dann die Beine mit Druck über die Fersen wieder nach oben durchstrecken. Darauf achten, dass der untere Rücken in seiner leichten Hohlkreuzstellung bleibt. Je langsamer die Übung ausgeführt wird, desto effektiver ist sie für den Aufbau der Muskelkraft. 10-15 Wiederholungen, dreimal täglich. Den Beugungswinkel der Oberschenkel im Knie Reha Verlauf steigern, jedoch nicht über 90°.

Diese Übung steigert sich mit der Kniebeuge im Einbeinstand. Auf das operierte Bein stellen, das gesunde Bein leicht anwinkeln, ggf. die Fußspitze des angewinkelten Beines locker auf den Boden aufsetzen zur besseren Balance aufsetzen. Jetzt langsam in die Hocke (max. zu einem Beugungswinkel von 60°!) gehen, drauf achten, dass der Fuß nicht vom Boden abhebt. 10 Wiederholungen. Diese Übung empfehle ich anfangs nur, wer die Kniebeuge auf beiden Beinen beherrscht und über eine ausreichende Muskelkontrolle verfügt.

Übung 3 (c): Kniebeuge an der Wand

Übung Knie Reha - Wadensitzen nach Kreuzbandriss OP
Übung Knie Reha – Wadensitzen | Foto: knie-marathon.de

Die Kniebeuge an der Wand („Wandsitzen“) ist die perfekte Knie Reha Übung für zwischendurch und beim Fernsehen.

Sich mit dem Rücken gegen eine Wand lehnen und so tief rutschen, dass Unter- und Oberschenkel einen 60° Winkel bilden. Darauf achten, dass die Knie nicht über die Fußspitzen reichen. Diese Position mindestens 15-20 Sekunden halten.

Drei Wiederholungen, mehrmals täglich. Bei dieser Übung leisten die Muskeln nur statische Muskelarbeit. Wer Schwierigkeiten hat, den korrekten Beugungswinkel einzuschätzen, kann diese Übung auch mit einer Knieorthese oder Knieschiene trainieren!

Übung 4: Waden heben im Stehen

Eine einfachste Variante, um die Wadenmuskulatur zu trainieren ist das Wadenheben im Stehen. Mit dieser Übung werden sowohl der innere und äußere Kopf des Zwillingswadenmuskels als auch der darunter liegende Schollenmuskel trainiert.

Übng Knie Reha - Waden heben im Stehen nach Kreuzbandriss OP
Übng Knie Reha – Waden heben im Stehen | Foto: knie-marathon.de

Ein Stuhllehne umfassen, sich aufrecht hinstellen, die Innenkanten der Füße berühren sich leicht. Dann die Fersen anheben bis die Wadenmuskulatur gespannt ist. Nach einem kurzen Verharren in dieser Position, die Waden wieder langsam bis zum Bodenkontakt absenken. Die Knie bleiben während der gesamten Übungsdurchführung durchgestreckt. 15-20 Wiederholungen, mehrmals täglich. Auch eine nette Übung beim Zähneputzen.

Übung 5: Schwimmen – Kraul Beinschlag

Auch das aktive Schwimmen beginnt vier Wochen nach der Kreuzbandriss OP. Der geringe Widerstände im Wasser, das „verminderte“ Körpergewicht und die ausdauerfördernde Belastung machen das Schwimmen zu einer geeigneten Sportart während der Knie Reha. Einzig die Rotationskomponente des Unterschenkels beim Brustschwimmen (Froschbeinschlag beim Brustschweimmen) hat in der Anfangsphase eine ungünstige Auswirkung auf die Kniestabilität. Deshalb favorisiere ich den Kraulbeinschlag. Auf keinen Fall den Brustbeinschlag anwenden, wenn der Meniskus mit verletzt wurde.

Ein wirkungsvolles Training nach dem aktuellen Standards finden sich in den verschiedenen E-Books. Dort wird auch auf einzelne Begleitverletzung, wie beispielsweise ein zusätzlicher Meniskusschaden, eingegangen. Zudem bietet die große Auswahl an Übungen, mehr Abwechslung und das Wichtigste, die Trainingspläne durchbrechen die Trainingsroutine. Neue Reize fördern Muskelaufbau, Koordination und Kniestabilität, sonst droht Stillstand. Hier ein kleiner Auszug aus dem kompletten Knie Reha Übungen: 5. Woche nach Kreuzbandriss OP.

Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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