Meniskustransplantation – Probleme nach Meniskus OP (4)

By Katrin Glunk

August 1, 2013


Komplikationen bei Meniskustransplantation sind ungewünschte, unvorhergesehene Ereignisse, die während des Eingriffs oder in dessen Folge auftreten. Alle operativen Verfahren bringen ein gewisses Risiko mit sich; der sichere Eingriff existiert nicht. Diese Tatsache habe ich schmerzlich nach der Meniskustransplantation erlebt. Gefürchtet habe ich am meisten die Kniegelenkinfektion, diese wurde mir glücklicherweise nicht zum Verhängnis.

Im ersten Teil der Artikelserie „Meniskustransplantation“ erläutere ich die Voraussetzungen für eine Meniskusersatz OP. Der zweite Teil beschreibt die Wartezeit auf die Meniskusspende. Der dritte Teil behandelt das Operationsverfahren und berichtet von den ersten 24 Stunden nach der erfolgten Meniskustransplantation.

Risiken bei Knieoperationen

Die Medizin unterscheidet zwischen dem allgemeinen Operationsrisiko und den speziellen Risiken, das Kniegelenk betreffend. Zu den allgemeinen OP Risiken gehören neben den Komplikationen aus der Narkose auch Thrombosen und Embolien. Die die Gabe von blutverdünnenden Medikamenten soll dieses Risiko minimieren.

Zu den speziellen Problemen bei Knieoperationen gehören Verklebungen und Verwachsungen (Arthrofibrose), Verletzung der Gelenkoberfläche oder anderer Strukturen (Sehnen, Bänder, Blutgefäße, Nerven), Taubheitsgefühle im Wundbereich, Lähmungen, chronische Schmerzzustände, Wundheilungsstörungen, Gelenkinfektionen und Narbenwucherungen auf der Hautoberfläche.

Die Kenntnisnahme von zuvor genannten und weiteren OP Komplikationen unterschreibt der Patient im Aufklärungsgespräch. Die sogenannte Einverständniserklärung umfasst die Aufklärung über die OP Methode und deren drohende Gefahren. Außerdem enthält sie Informationen über das Verhalten des Patienten vor der Operation. Das Aufklärungsgespräch für eine Operation ist gesetzlich vorgeschrieben.

Erster Tag nach der Meniskustransplantation

Meniskustransplantation mit Spendermeniskus
Meniskustransplantation mit Spendermeniskus | Foto: knie-marathon.de

Der nächste Morgen nach der Meniskustransplantation. Mein Griff ging sofort an mein verbundenes Bein. Ich löste die Knieorthese, sie war O Grad eingestellt und beugte mich zu meinen Zehen hinunter. Die Sehnen auf der Beinrückseite schmerzten bei der kleinsten Dehnung. Das Gefühl in meinen Zehen war immer noch nicht da. Mein Bein war knieabwärts „eingeschlafen“. Ich konnte die Zehen unter größter Mühe bewegen aber die Bewegungen selber spürte ich nicht. Ich sah nur, dass sich mein Fuß bewegte. Nun war ich mir ganz sicher, dass dieses Taubheitsgefühl eine Komplikation aus der vorangegangenen Meniskustransplantation darstellte.

Ich wickelte den unteren Teil meines Verbandes ab und untersuche das Bein genauer. Das ganze Ausmaß meiner Sensibilitätsstörungen wurde mir bewusst, als ich nach der Gabel auf meinem Nachtisch griff und damit mein Schienbein abwärts berührte. Unterhalb meines operierten Knies fühlt sich mein Bein  – wie bei einem chirurgischen Eingriff – örtlich betäubt an.

Es dauerte einige Minuten bis ich begriff: etwas war „schiefgelaufen“. Ich lag da und starrte die weiße Decke an. Hysterie Fehlanzeige! Dann klingelte ich nach der Schwester und teilte ihr meine Beobachtungen mit. Ich war selber erstaunt, wie distanziert ich über die Situation sprach. Aus ihrer Reaktion hörte ich heraus, dass sie jetzt im Gegensatz zum Vortag, meine Besorgnis teilte. Die Theorie von der Blutsperre wurde immer unwahrscheinlicher. Die Schwester reagierte sofort und schlug Alarm.

Wichtig war mir zu diesem Zeitpunkt, dass mir von Seiten der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal Glauben geschenkt wurde. Schließlich stand meine Gehfähigkeit auf dem Spiel. Meine Strategie bestand aus Freundlichkeit in Kombination mit klarer Kommunikation und Beharrlichkeit. Ich forderte Maßnahmen ein und ließ nicht locker. Das ganze untermalt mit fachlichen Argumenten im Wechsel mit persönlicher Ansprache.

Kurze Zeit später stand die Assistenzärzten an meinem Bett. Sie untersuchte das Bein und teilte mir mit, dass sie den Operateur informieren werde. Dieser war zu diesem Zeitpunkt wieder am Operieren und damit schlecht erreichbar. Der Vormittag verging, die Schmerzen waren immer noch stark, alle drei Stunden benötigte ich eine neue Infusion. Um die Mittagszeit rief der Operateur aus dem OP an und erkundigte nach meinem Befinden. Meine Situation war unverändert. Ich lag im Bett, und hatte Zeit mir meine Gedanken zu machen. Das Wochenende stand kurz bevor, ein wirklich ungünstigster Zeitpunkt für Komplikationen. Das ich in dieser Situation innerlich nicht völlig „durchdrehte“, schreibe ich heute auch den dämpfenden Schmerzmitteln zu.

Wieder in den OP zur Meniskustransplantation

Am frühen Abend erscheint der Operateur bereits in Freizeitkleidung an meinem Bett. Er untersuchte das Bein gründlich und ließ sich die Symptomatik beschreiben. Dann dieser Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe: „Ich möchte Sie heute Abend noch operieren, wann haben Sie zuletzt etwas gegessen?“ Glücklicherweise hatte ich das Abendessen noch nicht angerührt, so dass in drei Stunden operiert werden konnte. Doch was war eigentlich los? Mein Arzt teilte mir mit, dass wahrscheinlich ein Nerv bei der Meniskustransplantation eingenäht wurde. Je länger der Nerv „abgedrückt“ ist, desto schlechter stehen die Chancen für eine komplette Heilung.

Das zweite Mal in den OP, ich konnte es kaum fassen. Gleichzeitig begriff ich mein riesiges Glück, denn hätte ich mich für den angebotenen Schmerzkatheter entschieden, wäre diese Komplikation unentdeckt geblieben. Da ein Schmerzkatheter bei einer Meniskustransplantation einige Tage in der Leiste liegt, wäre es nach dem Ziehen des Katheters für den eingeklemmten Nerv zu spät gewesen.

Dann ging alles sehr schnell. Das Abendessen wurde abgeräumt, das Gespräch mit dem Narkosearzt geführt, und das „liebgewonnene“ OP Hemd angezogen. Diesmal kein langes Warten, ich war die einzige Patientin im OP Trakt zu dieser späten Stunde.

Das siebenköpfige OP Team war gutgelaunt und pünktlich aus dem Feierabend erschienen. Es konnte wieder losgehen. Eine neue Chance nach der Meniskustransplantation – Erfahrungen nach der zweiten Transplantation im fünften Teil.

Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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