Nach einer Sportverletzung oder Knie-OP fällt es sehr aktiven Athleten besonders schwer, wieder in den Alltag ohne ihren geliebten Sport zurückzukehren, aber eine resiliente Denkweise erleichtert die Genesung und die Rückkehr zum normalen Sport.
Als verletzter Sportler ist es normal, dass man sich überwältigt und unsicher fühlt. Die Wichtigkeit von Resilienz und effektiver Reha nach einer Knieverletzung kann ich deshalb nicht genug betonen, auch weil die klassische Medizin kaum darüber spricht. Resilienz ist dabei ein wichtiges Konzept, um mit Veränderungen und Herausforderungen nach Sportverletzungen am Kniegelenk umzugehen.
Resilienz: Konzept der inneren Stärke
Resilienz bedeutet, dass du schwierige Zeiten oder Herausforderungen im Leben gut bewältigen kannst. Wenn du resilient bist, kannst du dich schnell wieder erholen und weitermachen, auch wenn etwas Schlimmes passiert ist. Im Volksmund wird Resilienz oft als „Stehaufmännchen-Prinzip“ beschrieben. Das bedeutet, dass eine Person, die resilient ist, sich nach Rückschlägen oder schwierigen Situationen immer wieder aufraffen und weitermachen kann. Resiliente Menschen werden als „hart im Nehmen“ oder „robust“ bezeichnet und haben eine innere Stärke, die es ihnen ermöglicht, mit Herausforderungen umzugehen und sich von ihnen zu erholen.
Die sieben Säulen der Resilienz: Wie Sportler nach einer Knieverletzung erfolgreich rehabilitieren können
Sportverletzungen sind ein häufiges Problem für Athleten, und eine erfolgreiche Rehabilitation erfordert eine umfassende Herangehensweise, die sowohl körperliche als auch mentale Aspekte berücksichtigt. In Abschnitt stelle ich die sieben Säulen der Resilienz vor und erläutert, wie Sportler nach einer Knieverletzung von deren Anwendung profitieren können.
Optimismus: Eine positive Einstellung fördert die Genesung
Optimismus bedeutet, dass du positiv denkst und hoffnungsvoll bleibst, auch wenn du dich in einer schwierigen Situation befindest. Nach einer Knieverletzung kann es schwierig sein, positiv zu bleiben, aber es ist wichtig, sich auf die Genesung zu konzentrieren und zu glauben, dass man wieder gesund werden wird. Durch eine positive Einstellung kann man seine Genesung beschleunigen und schneller wieder auf die Beine kommen.
Akzeptanz: Realität annehmen und sich auf die Rehabilitation konzentrieren
Akzeptanz bedeutet, dass du die Realität akzeptiert und dich nicht gegen sie wehrt. Nach einer Knieverletzung kann dies bedeuten, dass man seine Einschränkungen akzeptiert und sich nicht übermäßig anstrengt, was die Genesung verzögern könnte. Sportler müssen ihre Verletzung im Kniegelenk als Teil ihrer Realität akzeptieren und sich auf die Rehabilitation konzentrieren, um ihre Genesung zu fördern. Gedanken, wie hätte ich doch, sind tabu und bringen dich nicht weiter.
Lösungsorientierung: Fokus auf die Lösung des Problems
Lösungsorientierung bedeutet, sich auf die Lösung von Problemen zu konzentrieren und nicht auf die Probleme selbst. Nach einer Knieverletzung kann dies bedeuten, dass man sich auf die Rehabilitation und die Heilung konzentriert, anstatt sich über den Schmerz und die Einschränkungen zu beklagen. Durch die Fokussierung auf die Lösung des Problems – der Knieverletzung – kann man schneller wieder gesund werden.
Verlassen der Opferrolle: Kontrolle behalten und aktiv an der Genesung arbeiten
Das Verlassen der Opferrolle ist eine weitere Säule der Resilienz. Wenn du in der Opferrolle verharrst, gibst du die Kontrolle über sein Leben und natürlich ab und fühlt sich machtlos. Nach einer Knieverletzung ist es wichtig, die Kontrolle zu behalten und aktiv an der Genesung zu arbeiten, anstatt sich als Opfer zu fühlen. Gerade verletzte Athleten, tun sich besonders schwer an ihrem Comeback zu arbeiten, weil sie sich im System aus der medizinischen Beratung schlecht aufgehoben fühlen. Wer wenig Ahnung hat und sich selbst nicht helfen kann, gerät leichter in die Opferrolle als aufgeklärte Patienten. Das ist schlimm, wenn man das Gefühl bekommt, die Gesundheit ist vom Wohlwollen anderer Menschen abhängig.
Erfolgsnetzwerk: Unterstützung durch Freunde und Familie
Ein Erfolgsnetzwerk kann ebenfalls helfen, um resilient zu bleiben. Ein Netzwerk von unterstützenden Freunden und Familie, die motivierende und ermutigende Kommentare geben, kann einen positiven Einfluss auf die Genesung haben. Auch ein starkes soziales Netzwerk kann dazu beitragen, die Motivation zu steigern und die Genesung zu beschleunigen.
Nach Sportverletzung: Zählt die positive Zukunftsplanung
Eine positive Zukunftsplanung hilft Sportlern, ihr Comeback zu beschleunigen und sich auf ihre Rückkehr zum Sport zu konzentrieren. Durch die Vorstellung einer erfolgreichen sportlichen Rückkehr und die Planung zukünftiger sportlicher Aktivitäten kannst du länger motiviert bleiben und hart arbeiten, um deine Ziele zu erreichen. Eine positive Zukunftsplanung sollte auch eine Strategie zur Vermeidung zukünftiger Verletzungen beinhalten. Dazu gehören spezielle Übungen, die die Stabilität und Flexibilität des Knies verbessern.
Verletztes Kniegelenk: Selbstreflexion als Coach im Heilungsprozess
Selbstreflexion ist eine weitere wichtige Säule der Resilienz. Sportler, die eine Knieverletzung erlitten haben, sollten auch in der Lage sein, sich selbst zu reflektieren und ihre Fortschritte zu beobachten. Durch die Überwachung der Rehabilitation und das Festhalten von Zielen können Sportler ihre Fortschritte verfolgen und sich motivieren, hart zu arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen.
Du siehst, eine erfolgreiche Rehabilitation nach einer Knieverletzung erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl körperliche als auch mentale Aspekte berücksichtigt. Durch die Anwendung der sieben Säulen der Resilienz, insbesondere einer positiven Zukunftsplanung, können Sportler ihre Motivation und Entschlossenheit stärken und schneller wieder zum Sport zurückkehren.
Trotz Verletzungskrise mental stark
Doch was genau steckt hinter dieser dem theoretischen Konzept der inneren Stärke und Resilienz? Wie schaffen es diese Menschen, ihre persönlichen Krisen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen? Dieser Frage möchte ich euch in diesem Abschnitt genauer widmen und einen Einblick in die psychologischen Konzepte der Resilienz und mentalen Stärke am Beispiel von Heidi geben.
Am eigenen Unglück wachsen
Das Leben hält für jeden zahlreiche Herausforderungen, Schicksalsschläge und Krisen bereit. Was in den Betroffenen vorgeht, die einen schweren Unfall oder eine langwierige Verletzung durchleben, können diese besonders widerstandsfähigen Menschen oft nur schwer erklären.
Doch bei genauer wissenschaftlicher Analyse ihrer Erklärungen, wird klarer, weshalb sie im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, am tiefsten Punkt ihrer Verzweiflung schneller wieder Hoffnung fassen. Der Unterschied liegt im Glauben an sich selbst, die herausfordernde Situation bewältigen zu können.
Genau, diese herausfordernde Situation beschreibt Heidi, die ihre eigene Story zur Verfügung gestellt hat – Vielen Dank Heidi!
Resilienz nach Sportverletzungen versetzt Berge
Tieferen Sinn hinter einer Knieverletzung finden
Heidis Knie-Geschichte:
[…] ich war selbst von einer Knieverletzung betroffen, die Ärzte diagnostizierten bei mir einen Riss des vorderen Kreuzbandes. Es passierte beim Skifahren im Gelände. Ein Stein hat meinen Ski gestoppt, zu abrupt, als dass das vordere Kreuzband diesen Sturz ausgehalten hätte. Das Band im Knie war ab. Ich selbst habe zunächst nicht an eine schwere Sportverletzung geglaubt, da ich anschließend noch den Skihang hinab gefahren bin.
Auch die erste Diagnose bei einer praktischen Ärztin vor Ort, ließ mich hoffen, doch mein gut trainierter Oberschenkel, verfälschte die erste manuelle Untersuchung meines Kniegelenks.
Das MRT, das ich zum Glück recht zeitnah, ein paar Tage nach der Knieverletzung gemacht habe, hat schnell die Schwere meiner Knieverletzung gezeigt. Eine vordere Kreuzbandruptur mit gleichzeitiger Zerrung des Seitenbandes. Allerdings hatte ich das große Glück, sodass mein Kreuzband für den Operateur noch „greifbar“ war, deshalb musste ich schnell operiert werden, damit sich das vordere Kreuzband nicht doch noch zurückzieht. Diese OP am Kreuzband zahlte ich privat, dafür war die Kreuzband-OP genau eine Woche nach meiner Sportverletzung – würde ich jederzeit wieder so machen.
Was mir aber ein Leben lang in den Ohren bleiben wird, ist die Aussage des behandelten Arztes: „50 % kann ich Ihnen als Operateur helfen, 50 % liegt bei Ihnen und ihrer Physiotherapie, was natürlich auch nicht für alle Fälle gilt, aber schon die Wegrichtung vorgibt. Es gibt einiges zu tun – hauptsächlich im Sinne von „Geduld“ mitbringen.
Leider gehöre ich zu jenen Menschen, denen nichts schnell genug gehen kann. Doch in dem Fall war mir von Anfang an bewusst, wenn ich will, dass mein Kniegelenk wieder zu 100 Prozent wird, muss auch ich geduldig sein und die Schonfristen exakt befolgen, wie mir aufgetragen wurde. Diese verordneten Limitierungen in der Kniebeugung, bedeuteten für mich aber nicht, dass man gar nichts tun kann!
Und so habe ich mich schnell wieder auf meine Yogamatte getraut, mich recht sanft aber intensiv um meine Oberschenkelrückseite gekümmert, lange Dehnungsübungen gemacht, und versucht parallel dem restlichen Körper die Bewegung wieder zu „schenken“, die er eigentlich gewohnt war.
Mein Physiotherapeut hat mich dabei mit manueller Therapie unterstützt. Er hat mir geholfen und mich immer wieder motiviert, weiter und konsequent meine Übungen zu machen – und siehe da, sobald die Knieorthese zur Einschränkung des Winkels weg war, saß ich wieder am Fahrrad. Zunächst Ergometertraining bei ganz wenig Widerstand – bald danach aber wieder auf meinem normalen Fahrrad, was mir die Freiheit, die ich gewohnt war, wieder zurückgab.
Parallel habe ich weiterhin regelmäßig Yoga betrieben. Anfangs fast ausschließlich Yin Yoga, zum Arbeiten an den Faszien, danach sehr sanftes Hatha Yoga und nach etwa 10 Wochen nach der Sportverletzung war ich wieder in den ersten Ashtanga-Einheiten, einer intensiveren Form des Yogas.
Persönlich fasziniert hat mich nach meiner Kreuzband-OP, um wie viel mehr ich meinem Körper gegenüber aufmerksam geworden bin. Ich bin zwar insgesamt recht „gspürig“, doch nach der Sportverletzung wurde es mir nochmals sehr bewusst, wie wichtig es bei einer Knieverletzung ist, in sich „reinzuhören“ und zu schauen, was gerade dem verletzten Kniegelenk und mir guttut.
Fazit von Heidi nach ihrer Sportverletzung beim Skifahren
[…] Ich hatte nach dem „Pech“, dass mir der Kreuzbandriss passiert ist, bei der Heilung gewissermaßen nur Glück. Ich glaube aber auch, dass das stetige Dabeibleiben und achtsam mit dem eigenen Körper umgehen einen großen Beitrag zur Genesung geleistet hat. Natürlich muss auch die Knie-OP erfolgreich verlaufen und die übrigen Rahmenbedingungen passen – Eben die anderen 50 % nach Sportverletzungen.
Im Nachhinein kann ich, die Aussage meines Operateurs, dass die Psychologie im Heilungsprozess so wichtig ist, auf jeden Fall bestätigen: Selbst dranzubleiben, das Gefühl eigene Verantwortung für den Heilungsprozess zu übernehmen, letztlich damit die Genesung zu beeinflussen. Dann weißt du, warum du es machst!
Ich bin sehr froh, dass alles gut verlief, und ich bin insgesamt auf vielen Ebenen daraus gewachsen. Mag meine Knieverletzung, einfach nur Pech gewesen sein, zu wenig Schnee auf dem „Felszipferl“, wo mein Ski „drübergerumpelt“ ist. Insgesamt hatte es auch den Sinn, in meine Genesung und mich, den notwendigen Glauben zu stecken.
Danke für die Möglichkeit mein Erlebtes hier weiterzugeben. Bleibt´s dran, wenn euch so etwas passiert. Es zahlt sich aus! Mit besten Grüßen und alles Gute für alle, die sich gerade in einer Situation der Reha befinden, Heidi
Persönlich reifen nach Sportverletzungen
Heidi berichtet, dass sie persönlich im Heilungsverlauf „gewachsen“ ist, und im Nachhinein sogar einen tieferen Sinn in ihrer Sportverletzung erkennen konnte.
Psychologen würden in diesem Zusammenhang mit Sicherheit von dem Phänomen der „Resilienz“ sprechen. Heidi und viele andere Betroffene entwickeln sich trotz (großer) Belastungen positiv weiter. Das bedeutet, innerlich wachsen diese Menschen an ihrem Schicksal, sie hadern nicht, sie gehen aus den schweren Phasen ihres Lebens gestärkt heraus.
Resilienz nach Sportverletzungen: Positiv trotz Herausforderungen
Das Konzept der Resilienz bedeutet nicht, dass die Betroffenen in der Konfrontation mit ihren Belastungen unbeeindruckt bleiben. Auch sie leiden nach der Sportverletzung erheblich, doch es gelingt ihnen besser, die negativen Konsequenzen der Sportverletzung zu überwinden und sich positiv weiterzuentwickeln.
Nach Sportverletzungen sind positive Entwicklungen natürlich immer denkbar. Von Resilienz sprechen Psychologen deshalb nur dann, wenn die Entwicklung in der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen besser verläuft, als dies unter den Umständen, zu erwarten gewesen wäre [1].
Ausblick auf die Resilienz nach Sportverletzungen
Der zweite Teil des Beitrages: „Weshalb negatives Denken dem verletzten Knie schadet„, beleuchtet ein Teil-Konzept Resilienz genauer und stellt den psychologischen Zusammenhang zu einer Knieverletzung und deren Reha-Verlauf dar.
Quelle:[1] Ungar & Lerner, Positive Psychologie. In: Christoph Steinebach Daniel Jungo, Rene Zihlmann (Hrsg.) In: Positive Psychologie in der Praxis: Anwendung in Psychotherapie, Beratung und Coaching, Beltz Verlag, 2012, S. 96–105.