Schmerzen nach Kreuzband-OP: Wie lange unbedenklich?

By Katrin Glunk

April 28, 2017


Schmerzen nach Kreuzband-OP ein angstbesetztes und vielschichtiges Thema bei vielen Betroffenen. Aus diesem Grund habe ich meine Schwierigkeiten konkret darauf zu antworten, nicht weil mir die Erfahrung fehlt, sondern weil jeder Patient seinen individuellen Schmerzverlauf hat.

Hinzu kommt die Tatsache, dass ich mitunter erlebe, dass bei einigen Patienten ein vordefinierter Idealprozess bei Schmerzen nach einer Kreuzband-OP, Stress auslöst. Andere Betroffene profitieren wiederum von klaren Leitlinien oder Reha-Plänen, weil sie ihnen Sicherheit vermitteln und ihre persönliche Erwartungen nach Knieoperation objektivierten.

Deshalb habe ich mich auch dazu entschlossen, das Thema „Schmerzen nach Kreuzband-OP“ in drei Beiträge aufzuteilen, wobei die Betonung darauf liegt, dass Unterschiede die Normalität sind:

>> Teil 1: Erläutert den „normalen“ Schmerzverlauf nach einer Kreuzbandplastik-OP.

>> Teil 2: Beinhaltet eine Analyse der Schmerzen nach einer Kreuzbandriss-OP, wenn diese über die „üblichen“ sechs Wochen anhalten.

>> Teil 3: Beschäftigt sich mit dem Phänomen, wie Erwartungen, Gedanken und Sprache den Schmerz nach einer Knie-OP zusätzlich beeinflussen.

Wie kannst du dich optimal auf die bevorstehende Kreuzband-OP vorbereiten?

Die Behandlung von Schmerzen nach einer Kreuzbandersatzplastik beginnt schon vor der Operation mit der Planung der Schmerztherapie. Dies geschieht in aller Regel, während der Aufklärungsgespräche (Operateur und Anästhesist) vor der Kreuzband-OP.

Dazu gehört, dass dich dein Arzt über mögliche Schmerzen nach der Kreuzband-OP aufklärt, damit du dich darauf einstellen kannst. Eine realistische Einschätzung der Folgen des Eingriffs kann helfen, Ängste abzubauen. Doch besteht auch die Gefahr, dass gerade durch diese Beschreibung der Schmerzen, die Ängste und damit die Schmerzwahrnehmung nach der OP geschürt wird.

Sobald du also im Gespräch feststellen solltest, dass deine Angstzustände zunehmen, spreche den Arzt gezielt darauf an. Lass dir im Detail erklären, was die modere Schmerztherapie für dich bereithält, und wie diese Medikamente vor und nach der Kreuzband-OP tatsächlich wirken.

Darüber hinaus profitieren viele Betroffene davon, dass sie wissen möchten, wie die Schmerzbehandlung unmittelbar nach dem Aufwachen aus der Narkose normalerweise verläuft. Gehörst du nicht zu dieser Gruppe, dann unterbreche an dieser Stelle den Arzt freundlich. Die Folgen einer „Hochleistungsmedizin“ überzeugen schließlich nicht jeden!

Darüber hinaus ist es wichtig, dass du die Ärzte vor deiner Kreuzband-OP darüber informiert, ob schmerzlindernde Medikamente eingenommen werden. Wer regelmäßig starke Schmerzmittel, Alkohol oder andere Drogen zu sich nimmt, benötigt möglicherweise andere Medikamente als die üblicherweise eingesetzten. Ebenso solltest du Allergien oder Unverträglichkeiten aufzulisten.

Was passiert während und nach der Kreuzbandoperation?

Mediziner sind vor einer Kreuzband-OP dazu verpflichtet über den Ablauf der Operation und deren Risiken aufzuklären – ärztliche Aufklärung.

Bestehe auf Objektivierung der Risiken und Nebenwirkungen

Entscheidend ist eine realistische Einschätzung der mit der Knieoperation verbundenen Risiken. Das Komplikationen auftreten ist natürlich. Doch lass dir konkret die Wahrscheinlichkeiten für das jeweilige Risiko nennen (beispielsweise, wie viele Patienten von 100 sind tatsächlich betroffen?)

Kein Risiko oder Nebenwirkung ohne Lösungsansatz

Aufklärung über Schmerzen nach Kreuzband-OP
Aufklärung über Schmerzen nach Kreuzband-OP | Foto: knie-marathon.de

Darüber hinaus zeigen Forschungsergebnisse, dass es Patienten hilft, zu wissen, was im Falle einer Komplikation von Seiten der Ärzte unternommen wird, um das Problem konkret zu lösen.

Damit meine ich, dass du dich nicht damit zufrieden geben solltest, eine Liste von Risiken und Nebenwirkungen „runtergerattert“ zu bekommen. Für dein Sicherheitsgefühl ist entscheidend, was im Komplikationsfall für eine Lösung im OP bereit steht. Alternativ unterstützten weitere Informationen, was du selbst im Vorfeld tun kannst, um Risiken oder Nebenwirkungen zu reduzieren.

Da du nicht erwarten kannst, dass die Ärzteschaft flächendeckend zu diesem psychologischen Thema geschult ist, solltest du selbst dafür sorgen – „kitzele“ mit geschickten Fragen diese Informationen heraus. Das Optimum an Informationen ist keine „Punktlandung“, sondern ein Kontinuum, signalisiere deinem Arzt, was du benötigst.

Sorge selbst für Verständlichkeit

Im Eifer des Gefechts vergessen Mediziner manchmal, dass sie es mit medizinischen Laien sprechen. Das ist menschlich; wenn du also etwas nicht verstehen solltest, was gerade gesprochen wird, dann sorge dafür, dass der Arzt sich verständlich ausdrückt und spreche den Sachverhalt oder sein Fachvokabular direkt an.

Wann sind welche Schmerzen nach Kreuzband-OP normal?

Starke Schmerzen unmittelbar nach einer Kreuzband-OP gelten als normal. Die Klinik hält für diesen Fall eine Reihe von Therapiemöglichkeiten bereit. Solltest du kaum Schmerzen nach der Kreuzbandriss-OP verspüren, dann kannst du dir sicher sein, dass eine optimale Versorgung mit Schmerzmedikamenten (sogenannte Analgetika) während und nach der Knie-OP stattfand.

Schmerzen nach der Kreuzband-OP, die erste postoperative Phase

Direkt postoperativ, d. h. noch am Tage der Kreuzband-OP berichten viele Patienten über Schmerzen, die im Wesentlichen durch die Knieoperation (u.a. mit Bohren von Knochenkanälen) selbst verursacht werden. Je nach Schwellung des Kniegelenks klagen Betroffene von Spannungsschmerzen, die durch das „dicke“ und „überwärmte“ Kniegelenk verursacht werden.

Genauso oft, verursachen die häufig eingelegten intraartikuläre Drainagen (oder Redondrainagen) ebenfalls heftige Schmerzen. Diese erkennst du an einen punktuellen starken „Sauggefühl“ (ähnlich einem Staubsaugerrohr in Bezug auf die Sogwirkung). ). Eine Lageänderung des Beines reduziert eventuell die Schmerzen in der Kniekehle nach der Kreuzband-OP.

In der Phase direkt nach der Kreuzband-OP kommen kurz nach dem Aufwachen oft Opioide wie das Morphin zum Einsatz. Sie können allein oder zusammen mit anderen Schmerzmitteln angewendet werden. Opioide werden auch oft als Lösung gegeben oder als Infusion verabreicht.

Postoperative Kühlung reduziert den Schmerz, sollte aber eher sparsam eingesetzt werden, so die aktuelle Forschung.

Üblicherweise sind die postoperativ bestehenden Schmerzen durch Gabe von nichtsteroidalen Analgetika (NSAR, z. B. Ibuprofen u.a.) gut beherrschbar und in vielen Fällen ist nach 5 bis 7 Tagen keine Schmerzmedikation mehr erforderlich. Einige Kliniken verzichten inzwischen aus verschiedenen Gründen auf die Gruppe der NSAR-Medikamente. Stattdessen kommt öfters der Wirkstoff Paracetamol zum Einsatz, da dort u.a. die entzündungshemmende Wirkung entfällt.

Im Rahmen der Kreuzband-OP gelegte Nervenblockaden (Nervus-femoralis-Blockade) oder intraartikuläre Analgetikagabe können den postoperativen Schmerz ebenso deutlich reduzieren. Dadurch ist das Bein so betäubt und meist völlig lahm, so dass der Patient für die Dauer der Wirkung des Medikaments keine Schmerzen mehr verspürt. Lässt die Wirkung nach, kann über den Katheter erneut ein Lokalanästhetikum verabreicht und eine sehr effektive Schmerztherapie gewährleistet werden. Hört sich elegant an, doch auch hier ist es wichtig, sich eingehend über die Risiken zu informieren und abzuwägen.

Schmerzen nach Kreuzbandersatz, die zweite postoperative Phase

Da nach dem Ersatz des Kreuzbandes in den ersten Wochen manchmal eine Bewegungslimitierung (mit Knieorthese) vorgegeben wird, kann es bei der physiotherapeutischen Mobilisation sowie bei dem eigenen Training im Grenzbereich der Beweglichkeit zu leichten Schmerzen im operierten Kniegelenk kommen. Diese verschwinden in der Regel sofort wieder, wenn der Grenzbereich verlassen wird. Häufiger gibt es mal einen kleinen stechenden Schmerz oder ein winziges Gefühl von einem Reißen, das tritt auf, wenn sich im Kniegelenk die Verklebungen lösen – völlig harmlos und normal! Mehr zu einem optimalen Training und der Mobilisation findest du in allen Reha-Trainingsbüchern.

Im Laufe der Kreuzbandriss-Reha reduzieren sich diese bewegungsabhängigen Schmerzen erheblich. So dass nach etwa 4 bis 6 Wochen eine einigermaßen schmerzfreie Bewegung möglich ist. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass diese Einschätzung auch im Zusammenhang steht:

  • ab wann eine Vollbelastung möglich ist,
  • ob eine Bewegungslimitierung (Knieorthese) vorgeschrieben war,
  • welche Art von Begleitverletzungen (Meniskus, Knorpel, Außen- oder Innenbandverletzungen) existierten
  • oder Komplikationen im Heilungsverlauf auftraten.

Einen leichten Anstieg des Schmerzniveaus erleben viele Betroffene, wenn sie wieder in den Job zurückkehren oder die Belastungen im Alltag allmählich zunehmen. Dann bereiten öfters Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen im Knie Probleme.

Wann hören die Schmerzen nach dem Kreuzbandriss nun auf?

Zusammenfassend möchte ich dir sagen, dass nicht die absolute Schmerzhöhe entscheidend ist, sondern deren Verlauf. Es gibt Patienten, die nach der Kreuzband-OP nur sehr geringe Schmerzen haben. Diese glückliche Spezies sind unmittelbar nach der Kreuzband-OP schon dort, wo andere erst nach mehreren Tagen oder sogar Wochen sind. Alles kein Grund für Bedenken – Einzig zählt, dass die Schmerzen nach der Kreuzband-OP innerhalb der ersten Tagen merklich weniger werden.

Kreuzband-OP Schmerzen Tag 1 bis 3

Die ersten Tage nach der Kreuzbandriss-OP sind durch einen dumpfen Ruheschmerz mit stechenden Schmerz-Spitzen gekennzeichnet. Diese nehmen im Verlauf ab, trotzdem bereitet er vor allem nachts Probleme, wie du besser nach der Kreuzband-OP mit Schmerzen schlafen kannst, habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Kreuzband-OP Schmerzen Tag 3 bis 5

Nach etwa einer Woche Tagen können die meisten Patienten ihre Schmerzmittel-Einnahme drastisch senken. Bei Bewegungen kommt es vor allem an der Entnahmestelle der Sehne zu Schmerzen, insbesondere wenn eine Dehnung der Beinrückseite erfolgt. Die Entnahmestelle für das Transplantat kann noch längere Zeit Probleme verursachen, vor allem muskuläre Beschwerden später in der Reha.

Kreuzband-OP und Schmerzen nach 6 Wochen

Der Alltag sollte ohne große Schmerzen zu bewältigen sein. Manchmal führen größere oder längere Belastungen zu neuen Schmerzen, die aber nach kurzer Schonung wieder verschwinden. Die Problematik für viele sehr aktive Menschen liegt hier vor allem im richtigen Maß finden.

Kreuzband-OP und Schmerzen nach 6 Monaten

Im Idealfall spürst du dein operiertes Kniegelenk nach einem halben Jahr nicht mehr. Ab und zu kann das Knie trotzdem noch zwicken oder es fühlt sich nach langem Sitzen „unrund“ an. Es gibt auch ehemalige Patienten, die von einer anhaltenden Wetterfühligkeit nach der Kreuzband-OP berichten.

Erfahrungsgemäß ist in dieser Übergangsphase die dosierte sportliche Rückkehr das Problem. Glücklich endlich wieder leichtere sportliche Aktivitäten ausüben zu können, übertreiben manche Sportler. Das „rächt“ sich manchmal mit Schmerzen in der Kniekehle, am Schienbein, in der Wade und Oberschenkel. Meistens sind die Gründe dafür auf muskuläre Dsybalancen und ein fehlendes Trainingsprogramm zurück zu führen. Damit dir das nicht passiert, empfehle ich vor der sportlichen Aktivität das E-Book: „Wann wieder Sport nach Kreuzband-OP“.

Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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