Bei einem Plica-Syndrom leiden Betroffene unter Knieschmerzen an der vorderen Seite des Kniegelenks. Das Problem bei einer entzündenden Plica besteht darin, der Entzündungsprozess hält sich selbst aufrecht. Die Folgen sind Knieschmerzen, welche aufgrund der Einklemmung und/oder der Knorpelschäden resultieren.
Was ist das Plica-Syndorm (im Deutschen Plikasyndrom)?
Die Plica (im Deutschen Plika) ist das lateinische Wort für Falte. Unter einem Plicasyndrom verstehen Mediziner sämtliche Kniebeschwerden, die durch eine Schleimhautfalte im Kniegelenk ausgelöst werden. Der Krankheitsprozess verläuft schubweise oder kontinuierlich ansteigend.
Schmerzhaft betroffen sind hier Falten der Gelenkinnenhaut, der Synovialis oder Synovialmembran. Generell ist die Diagnose von Syndromen schwierig, weil es ein Bündel von Symptomen bezeichnet. Welche genau und wie die Beschwerden zu behandeln sind, erläutert der Artikel.
Plicafalten die Überbleibsel des Embryos
Im Kniegelenk finden sich tatsächlich noch Spuren der Embryonalzeit. In der frühen embryonalen Entwicklung wachsen mehrere Gelenkhöhlen zu einer einzigen zusammen. Wenn sich deren Trennwände nicht vollständig zurückbilden, bleiben verschiedene Schleimhautfalten (Plicae) an verschiedenen Stellen zurück. Die sogenannte Plica-Falte im Knie findet sich bei ungefähr der Hälfte aller Erwachsenen. Eher selten führt diese synoviale Falte zu Knieschmerzen innenseitig der Kniescheibe (Patella).
Ursache der Entzündung im Knie
Durch einen Sportunfall, Prellung, andauernde Überbeanspruchung oder eine ungenügende Stabilität im Knie kommt es zu einer Entzündung des Bindegewebes. Die Plica schwillt an und verdickt. Gleichzeitig wird sie unelastisch und klemmt dadurch bei Kniebewegungen ein. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem ständigen Reiben der verdickten Plica am Knorpel des Oberschenkelknochens oder auch der Kniescheibe. Der Entzündungsprozess verstärkt sich damit selbst und die Gefahr eines Knorpelschadens besteht.
Aufbau der Schleimhautfalten im Detail
Zu Kniebeschwerden kommt es, wenn sich die weiche Schleimhautfalle vergrößert, entzündet oder sich durch wiederkehrende Reizungen in ein zu festes Bindegewebe umwandelt. Dies ist vor allem bei der Plica mediopatellaris der Fall. Die Plica mediopatellaris selbst, aber auch das Gewebe rundherum schwillt an, entzündet sich und wird damit schmerzhaft.
Plicae sind gewöhnliche Schleimhautfalten. Die Schleimhautfalten sind normale Strukturen im Knie. Unterschieden wird aufgrund ihrer Lage, welche unterschiedlich häufig vorkommen und verschieden Größen und Formen aufweisen.
Das Plica-Syndrom kann folgende Synovialfalten des Knies betreffen:
- Plica mediopatellaris
- Plica infrapatellaris
- Plica suprapatellaris
Die Plica mediopatellaris ist eine Falte der inneren Gelenkhaut (Synovia), die in das Innere des Kniegelenks hineinragt. Sie verläuft im Kniegelenk innenseitig von oben nach unten und kann bei der Kniebeugung über die innere Oberschenkelrolle reiben, springen oder einklemmen. Eine eingeklemmte Plica bezeichnen Mediziner auch als Plica Shelf-Syndrom. Dies führt zur Reizung der Plicafalte und verursacht Schäden am Knochen oder Knorpel, an der Stelle an der die Plica ständig reibt.
Die Plica infrapatellaris verläuft vor dem vorderen Kreuzband und führt bei einer Vergrößerung in Kombination mit dem Hoffaschen Fettkörper zu Knieschmerzen im vorderen Bereich des Gelenks.
Eher eine Seltenheit ist die Plica suprapatellaris, sie verläuft direkt oberhalb der Kniescheibe und dem oberen Rezessus. Sie kann diesen fast vollständig verschließen, so dass es auch hier zu Schmerzen und Schwellungen im Knie kommen kann.
Symptome und Beschwerden beim Plicasyndrom
Typische Kniebeschwerden bei einen Syndrom der Plica gibt es nicht. Das Plicasyndrom gehört zu den Knieerkrankungen, die für einen vorderen Knieschmerz verantwortlich sind. Damit gehört das Plicasyndrom in die Gruppe von Schmerzen, die an der Kniescheibe und um sie herum wahrgenommen werden.
Hinweise auf ein Syndrom der Plika im Kniegelenk sind:
- Belastungsschmerzen, meistens an der Innen- oder Rückseite der Kniescheibe (Patella)
- Teilweisen, klagen Betroffene auch über Schmerzen an der Innenseite des Knies
- steifes Kniegelenk nach langem Sitzen oder morgens
- hörbares „Knacksen“ oder „Knacken“ des Kniegelenks in einer bestimmten Position während der Kniebeugung (Schnapp-Phänomen)
- Schnappen im Knie kann, muss aber nicht, schmerzhaft sein
- Art von Blockadegefühl bei der Kniestreckbewegung (sogenannte Einklemmungssymptomatik)
- beim Beugen des Knies kann es zu einem Springen der Falte hinter der Kniescheibe kommen, entzündet sich die Plica, schwillt das Kniegelenk leicht an und ist überwärmt.
- bei Belastungen durch Sport oder Treppensteigen verstärken sich die Knieschmerzen, die in der Region
- bei fortgeschrittenem Syndrom und zunehmend freigelegtem Knochen kann es auch zu Ruheschmerzen kommen
- in einigen Fällen ist die verdickte Plica auch unter der Haut tastbar.
- Druck auf die innere Kniescheibenfläche oder direkt auf die Kniescheibenspitze ist unangenehm und sehr schmerzhaft.
Zu Beginn des Syndroms kommt es vor allem bei starker körperlicher Belastung, wie Treppensteigen, Bergwandern oder Radfahren zu Beschwerden im Knie. Im späteren Stadium, dann wenn Knochen bzw. Knorpel betroffen sind, treten die Schmerzen vermehrt nachts oder in Ruhe auf.
Untersuchung und Diagnose der Plica
Generell ist die Diagnose eines Plica Syndrom schwierig. Da die Reizsymptomatik nicht nur bei einer entzündeten Plica auf, sondern auch bei anderen Erkrankungen im Kniegelenk (Meniskus, Knorpel und Bandapparat) auftritt. Somit ist die Abgrenzung bei anhaltenden Knieschmerzen zu anderen Kniebeschwerden zwar sinnvoll aber eben nicht so einfach.
Manuelle Untersuchung des Knies bei Plica Problemen
Für die Diagnose eines Plicasyndroms versucht der Arzt zunächst, den Schmerz genau zu lokalisieren bzw. eine aufgetretene Verdickung im Bereich der Kniescheibe zu ertasten. Doch nicht immer zeigst die Tastuntersuchung eindeutige Befunde, die auf eine störende Schleimhautfalten schließen lassen.
In der Region an der Innenseite des Knies ist möglicherweise ein Druckschmerz auslösbar. Das Kniegelenk ist teilweise leicht angeschwollen und vielleicht etwas warm. Beim Auflegen der Handfläche auf die Kniescheibe ist in manchen Fällen ein Springen oder Schnappen hinter der Kniescheibe zu spüren. Öfters ist auch das Reiben der Plica bei Bewegung im Knie zu spüren.
Typisch sind Schmerzen beim Anspannen der Oberschenkelmuskulatur, wenn der Mediziner gleichzeitig die Kniescheibe gegen das Gleitlager drückt (= positiver Zohlen Test).
Doch dieser Zohlen-Test ist ebenfalls bei einem Knorpelschaden hinter der Kniescheibe positiv sein. Der Großteil aller Patienten findet es generell als unangenehm, wenn der Arzt diesen Test vornimmt. Zielführend für die Diagnose eines Plicasyndrom ist dieser Zohlen-Test also nicht.
Röntgen bei Verdacht auf ein Plicasyndrom
Da es sich bei der Schleimhautfalte um ein weiches Gewebe handelt, ist die Plica selber im Röntgenbild nicht darstellbar. Bei einem Verdacht auf akute Plika-Probleme kann zunächst auf eine Röntgenaufnahme verzichtet werden.
MRT bei Schmerzen im Bereich der Plica
Selbst die sehr sensible Technik der Magnetresonanztomographie (Kernspin, MRT) lässt eine entzündete Plica eher selten eindeutig und sicher darstellen.
Im günstigen Fall sind die Platzgegebenheiten im Bereich des Kniegelenks darstellbar und der Radiologe sieht, ob überhaupt eine Plica vorhanden ist. Falls dies der Fall ist, beurteilt der Mediziner auch, ob sich die Plica im Gelenkspalt des Kniegelenks eingeklemmt hat. Weil die Diagnose eines Plicasyndroms meist eine klinische Diagnose in Kombination mit einem MRT-Befund darstellt, gehört sie in die Hände von erfahrenen Kniespezialisten oder Orthopäden.
Fazit bei Plica Beschwerden
Bei einer Vermutung auf ein Plicasyndrom ist ein MRT vor der jeder Knieoperation unerlässlich. Trotzdem kommt es vor, dass der endgültige Beweis eines Plicasyndroms erst im Rahmen einer Arthroskopie im Kniegelenk (Kniegelenksspiegelung) entsteht. Doch vor einer Spiegelung des Gelenks müssen alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden. Mehr dazu im zweiten Teil des Artikels „8 Schritte, um das Plicasyndrom im Knie zu behandeln.“