Je nach Ursache machen sich Probleme im Kniegelenk unterschiedlich bemerkbar. Sichtbare Kennzeichen sind Gelenkergüsse, Rötungen, Schwellungen, Erwärmung und Einschränkungen in der Bewegung. Die dabei entstehenden Schmerzen im Knie können ein Ziehen, Drücken, Stechen oder einen dumpfen Dauerschmerz im Knie auslösen. Doch was steckt hinter diesen Symptomen – einen Wegweiser zur richtigen Diagnose bietet diese Artikelserie:
Inhaltsverzeichnis der vierteiligen Artikelserie:
>>Teil 1: Anatomie Knie – Weshalb schmerzt das Kniegelenk?
>>Teil 2: Schmerzen im Knie – Warnsignal oder harmlos?
>>Teil 3: Starke Knieschmerzen bei Belastung – Was tun?
Qualität der Knieprobleme: Seit wann genau schmerzt das Knie?
Knieprobleme werden von Betroffenen häufig falsch eingeschätzt, was zu dauerhaften Schmerzen im Kniegelenk und langfristigen Schäden führen kann. Dieser Symptome und Ursachen Check soll den Betroffenen bei Knieschmerzen helfen, zunächst ihre Knieprobleme selber einzuschätzen, um sie anschließend vom Facharzt für Orthopädie oder Sportmedizin abklären zu lassen.
Wichtig ist auch das Verständnis der sportspezifischen Biomechanik im Knie, ebenso die Einordnung des Patienten in sein tatsächliches Sportniveau und in das, wo er sich gerne sehen würde, immer unter der Berücksichtigung des wirklichen Trainingszustandes. Nur durch das Zusammenführen aller genannten Faktoren kann ein Schmerzsyndrom im Kniegelenk diagnostiziert und dann ursächlich behandelt werden.
Nachfolgend eine Auflistung, wie Probleme im Kniegelenk anhand der unterschiedlichen Verletzungsmechanismen entstehen:
Plötzlich auftretende akute Knieschmerzen
Plötzliche Unfälle oder Ereignisse, die als Auslöser der massiven Knieschmerzen gelten, werden von den Betroffenen immer genau beschrieben. Dabei stehen folgende Schäden im Vordergrund: Kreuzbandverletzungen, Meniskusrisse, Außen- oder Innenband(an)risse, plötzliche Gelenkblockaden, Knochenbrüche, Komplikationen nach Knieoperationen usw.
Langsam aufbauende chronische Kniebeschwerden
Chronische Kniebeschwerden entwickeln sich über Wochen oder Monate. Hier stehen vor allem verschleißbedingte Knorpel- und Meniskusschäden im Vordergrund.
Bei Problemen im Kniegelenk: Was hat die Knieschmerzen ausgelöst?
Der Frage, seit wann tritt der Knieschmerz auf folgt die Erkenntnis, was genau hat die Schmerzen im Knie ausgelöst. Die Frage nach dem Verletzungsmechanismus lässt Rückschlüsse auf die Knieverletzung im Inneren des Gelenks ohne bildgebende Verfahren zu. Damit eine notwendiger Schritt für die weitere Abklärung der Kniebeschwerden.
Nachfolgend eine Auflistung von Problemen im Knie hinsichtlich ihrer Verletzungsmechanismen.
„Frische“ Knieverletzungen oder Trauma
Liegt ein Unfall vor, so sollte die Gewalteinwirkung bzw. der Unfallhergang auf das Knie vom Arzt genau erfragt werden. Manche Patienten können den Mechanismus ihrer Knieverletzung so genau beschreiben, dass sich allein hierdurch eine Verdachtsdiagnose erstellen lässt.
Knie stark verdreht (Rotationstrauma)
Bei Rotationsverletzungen oder Verdrehtraumen wird in erster Linie der Innenmeniskus, bei stärkerer Gewalteinwirkung auch das Innenband und das vordere Kreuzband verletzt (= Unhappy Triad). Bei dieser Knieverletzungen ist ebenfalls eine Schädigung des Knorpels wahrscheinlich.
Kniegelenk überstreckt (Hyperextension)
Die Überstreckung des Kniegelenkes führt zu einer zum Rücken hin gelegen und gleichzeitig seitlichen Überlastung des Kniegelenks. Solche häufig einbeinigen Landungen führen zu Schäden am hinteren Kreuzband sowie am Außenband. Ebenso zu Meniskusquetschungen im Bereich der Vorderhörner mit gleichzeitigem Knorpelschaden.
Knie zu stark gebeugt (Hyperflexion)
Dies ist ein eher seltener Unfallmechanismus. Er tritt häufig bei koordinationsgestörten, übergewichtigen Menschen auf. Typischerweise wird das Hinterhorn des Innenmeniskus, selten das des Außenmeniskus geschädigt.
Knie knickt nach außen weg (Lateral- oder Varusstress)
Kommt das Knie durch das Trauma in einen Varusstress, so wird der Innenmeniskus gequetscht und das Außenband gedehnt. Sollte es zu einem Abriss kommen, ist meistens auch ein Anteil des hinteren Kreuzbandes mit geschädigt.
Knie knickt nach innen weg (Medial- oder Valgusstress)
Korrespondierend gilt für das Valgustrauma. Hier finden sich vor allem Schäden am Innenband, Quetschungen am Außenmeniskus, sowie (Teil-)Risse im Bereich des vorderen Kreuzbandes.
Heftige Stoßbelastungen beim Hüpfen oder Springen (axiale Stauchung)
Kommt es es bei einer heftigen axialen Stauchung nicht zu einer Tibiakopffraktur kommen, muss nach Haarrissen, unvollständigen Knochenbrüchen oder Meniskusschäden bzw. Knorpelschäden gesucht werden.
Armaturenbrett-Verletzung (engl. Dashboard Injury)
Das Anpralltrauma des Schienbeinkopfes an das Armaturenbrett bei einem Autounfall führt typischerweise zu einer hinteren Kreuzbandesriss sowie des einem Riss im Außenband. Diese Bandverletzungen werden häufig in der Aktutphase übersehen, da knöcherne Begleitverletzungen vorhanden sind in der Akutphase übersehen. Bei anhaltenden Kniebeschwerden nach Ausheilung der knöchernen Knieverletzungen sollte nach diesen Knieverletzungen gesucht werden – ebenso nach dem Unhappy-Triad.
„Alte“ Knieverletzung oder Unfall in der Vergangenheit
Der Mensch neigen im Allgemeinen dazu, negative Ereignisse zu verdrängen und zu vergessen. Deshalb wird von den Betroffenen ein vorangegangenes, schneibar ausgeheiltes Unfallereignis häufiger vergessen.
Der behandelnde Arzt sollte nach Knieverletzungen mit größeren Schwellungen, nach Kniepunktionen, nach Knochenbrüchen fragen. Auch sind vergangene Unfallfolgen auf Krücken in der Jugend genauso von Bedeutung, wie stationäre Behandlungen oder weit zurückliegende Knieoperation. Stellt der Arzt entsprechende Fragen, erinnern sich die Patienten meist an länger zurückliegende Ereignisse, die unter Umständen, jetzt bestehenden Probleme im Kniegelenk erklären.
Übergewicht fördert zusätzlich Knieschmerzen
Anamnestisch kann es für den Arzt sinnvoll sein, zu erfahren, seit welcher Zeit das Gewichtsproblem besteht.
Berufliche Beanspruchung und Job
Betroffene die beruflich in Zwangshaltungen arbeiten (Fliesenleger, Installateure, Maurer) weisen andere Schädigungsmuster im Kniegelenk auf, als Patienten, die über eine schlechte muskuläre Stabilisierung des Kniegelenkes (oft im Büro) verfügen.
Systemische Erkrankungen
Der Bereich der systemischen Erkrankungen, ist bei Problemen im Kniegelenk nicht zu unterschätzen.Gerade Krankheiten wie Borreliose, Schuppenflechte, Rheuma u.a. Krankheiten können Auslöser sein.
Probleme im Kniegelenk und deren Schmerzcharakter: Welche Art von Schmerzen?
Kniegelenkschmerz eher mechanisch oder entzündlich?
Als Grobraster für Schmerzen im Knie und deren Auslöser eignet sich die Unterteilung in: Knieschmerzen, die durch mechanische Probleme im Gelenk verursacht werden vs. Schmerzen im Knie als Folge einer Entzündung.
Mechanischer Knieschmerz
- Verursacht durch Zug, Druck oder Reibung
- Belastungsschmerz im Gelenk der sich in Ruhe zurückbildet
- Anlaufschmerz im Knie, der nach wenigen Minuten nachlässt
- Schmerzhöhepunkt eher tagsüber.
Entzündlich bedingte Schmerzen im Knie
- Verursacht durch Entzündungen (sogenannte „inflammatorische Mediatoren“)
- Überwiegend prominenter Ruheschmerz
- Mehr als 30 Minuten ein steifes Knie am Morgen
- Schmerzmaximum eher nachts und in den frühen Morgenstunden.
Schmerz im Knie haben auch eine Qualität
Spontan berichten Patienten von folgenden Schmerzcharakteren:
Stechender Schmerz im Knie
Dies wird meistens bei Meniskusschäden angegeben, die zu Einklemmungen und Gelenkmäusen führen. Bei der Einklemmung wird ein starker Zug auf die Gelenkkapsel ausgeübt – diese ist sehr sensibel und löst einen starken Schmerzreiz im Gelenk aus.
Dumpfer Schmerz im Kniegelenk
Dieser entsteht oft bei chronischem Schmerzen (Arthrose im Knie). Häufiger wird diese Schmerzqualität auch bei Ergüssen im Kniegelenk beschrieben.
Ziehender Schmerz in der Kniekehle
Nach vorderen Kreuzbandoperationen treten meistens ziehende Schmerzen im Bereich der Kniekehle auf. Außerdem kommen ziehende Schmerzen nach Knieoperationen durch die Sogwirkung der Drainagen zustande.
Schmerzen im Knie nur beim Aufstehen (Anlaufschmerzen)
Der sogenannte Anlaufschmerz tritt vor allem morgens bei Patienten mit degenerativen Knorpel- und Meniskusschäden regelmäßig auf. Er lässt in der Regel nach einigen Schritten etwas nach und verschwindet. Ich selber hatte das Problem schon sehr früh, weil mein kompletter Innenmeniskus entfernt wurde. Nach der Meniskustransplantation traten diese Art von Knieproblemen nicht mehr auf.
Immer Schmerzen im Knie (Dauerschmerz)
Dieser findet sich vor allem bei Infektionen im Kniegelenk, sowie bei einer starken Kapseldehnung aufgrund eines prallen Ergusses.
Schmerzen auch nachts im Knie (Ruheschmerz)
Bei Nachtschmerz oder Ruheschmerz sollte an auch neuropathische Ursachen gedacht werden. Es kann jedoch auch eine beginnende Infektarthritis oder eine Überlastungsarthritis zu Nachtschmerz führen. Auch eine generalisierten Arthrofibrose (Vernarbungen) im Knie verursachen Schmerzen vor allem nachts.
Eigenes Wissen gewinnbringend beim Arzt nutzen
Bei Probleme im Kniegelenk dient diese Artikelserie (Teil 1 bis 4) als Vorbereitung für den geplanten Arztbesuch. Doch ich würde meine persönlichen „Verdachtsdiagnosen“ nicht gleich in Gegenwart des Mediziners „ausplaudern“ – nichts hassen Ärzte mehr, als Patienten, die meinen alles besser zu wissen. Ich würde meine Informationssammlung nutzen, um dem Arzt den einen oder anderen Hinweis zu geben, und zwar indem ich selber die Fragen stelle. Beispielsweise: „Könnte eine „alte“ Knieverletzung im Zusammenhang mit meinen heutigen Probleme im Kniegelenk stehen?“ Wenn ja, welche?